Dienstag, 20. September 2011

Bull Feast, Gandpati, Teacher’s Day und Mother Mary Feast…die Inders lieben es zu feiern


Nach 3 Wochen sind immer noch Reste
des Schmucks an den Bullen auszumachen


Am Sonntag den 28.8. wurde hier das „Bull-Feast“ gefeiert. An diesem Tag werden die Bullen, die hier den Großteil der Feldarbeit erledigen, genauso wie deren Besitzer geehrt. Die Bullen wurden mit Blumen und allerlei Puscheln geschmückt. Ihre Hörner wurden rot-orange angemalt und das Fell verschwand unter Ornamenten und Mustern in allen nur verfügbaren Farben. In der Stadt führten die Beisitzer ihre Bullen stolz durch die Straßen, begleitet von einem Trommelzug.
Auf dem Dorf wird der Besitzer nochmals spezieller geehrt. Alle Leute aus dem Dorf bringen ihm Köstlichkeiten zu essen und er muss an diesem Tag nicht arbeiten. Das übernehmen an diesem einen Tag  andere für ihn, da er sonst ja jeden Tag arbeiten muss.
Eine spezielle Köstlichkeit an diesem Tag heißt Puran Puri. Auch wir im Social Centre hatte das an diesem Tag. Es ist wie eine Art Chapati, gefüllt mit süßen Streuseln.
Eine halbe Woche später begann dann das 10-tägigie Fest zu Ehren des Gottes Ganesh (in Marathi Gandpati). Er ist zuständig für Bildung, Lehre und Wohlstand. Über die zehn Tage hinweg, vom 1.-11.9. wurde eine Bühne nach der anderen in der ganzen Stadt errichtet und die Besitzer der Bühnen haben sich mit möglichst großen und prachtvoll geschmückten Gandpati-Statuen versucht zu übertrumpfen. Dazu wurden die Straßen noch mit Lichterketten und Stoffgirlanden geschmückt. Unser Schmuck zur Fasnetszeit ist dagegen richtig popelig. Zu jeder Bühne gehört natürlich auch eine ordentliche Musikanlage, die zum Teil den Musikanlagen auf Festivals Konkurrenz machen könnte. Sobald es Nachmittag oder Abend ist wird aus den Musikanlagen rausgeholt, was geht. Zum Glück sind wir nicht direkt im Stadtzentrum und meist dringt nur das Wummern der Bässe durch die Nacht bis in mein Zimmer. Einmal habe ich mich mit Merlin zum Einkaufen in die Innenstadt gewagt. Da ging es vor den Bühnen zu wie auf einem Rockkonzert und das Unterhalten war quasi unmöglich.
Am ersten und letzten Tag ziehen dann noch Trommelzüge durch die Straßen, begleitet von einem Fahrzeug mit großer Musikanlage. Dazu werfen sie mit rotem Farbpulver um sich, tanzen und feuern Raketen oder Böller ab. Dieser Zug begleitet am letzten Tag dieser zehntägigen Feier aber auch noch die Gandpati-Statuen. Die die aus Lehm gefertigten Statuen werden, da das Fest zu Ende ist, von ihrer Bühne bis zum Fluss getragen und dort hineingeworfen. Es ist zwar ein Hinduistisches Fest, aber jeder, der Lust auf viele feiernde Menschen auf den Straßen hat, macht mit. Leider hatte von Social Centre keiner Lust mich zum Fluss zu begleiten und so kann ich euch nur von Bildern aus der Ferne berichten und habe dazu keine Fotos zu bieten.

Am 5.9. haben wir auch hier am Social Centre den Teacher’s Day gefeiert. Evangeline, die Mitarbeiterin am Social Centre, mit der ich meistens unterwegs bin und ich haben zusammen mit den Shcülern ein kleines Programm auf die Beine gestellt und Sandwiches für die ganzen Studenten und die Belegschaft gemacht. Alle Lehrer (also auch ich) mussten eine Öllampe zu Ehren von Mutter Theresa und Dr. … entzünden. Die werden an diesem Tag besonders geehrt, da sie unser aller Lehrer sind bzw. sein sollten. Dann durfte jeder Lehrer spontan noch ein paar Sätze zu seinen Erlebnissen am Social Centre und zum Teacher’s Day sagen und wir bekamen eine Rose und ein kleines Geschenk von den Schülern überreicht. Danach gab es dann unsere Sandwiches und natürlich Chaha. Die letzten 2 Schulstunden nach dem Programm war dann Unterricht.

Die Rohstoffe für unsere
Sandwiches
Das Programm am Teacher's Day
Aber eine Feier bleibt ja ungern alleine…wäre ja auch langweilig. Am Donnerstag, den 8.9. haben wir Marias Geburtstag gefeiert. Im Social Centre wurden die Maria-Statuen besonders geschmückt und die gesamte Staff und die Studenten haben gemeinsam ein Gebet zu Ehren von Maria vor der Statue im Garten gesprochen. Ich selbst war mit Fr. Jerome und Fr. Thomas in Shevgaon, ca. 1,5h zu fahren. Dort ist ein Schwesternorden, der ein Krankenhaus und eine Schule mit Internat betreut. Sie haben ein großes Fest gemacht und uns dazu eigeladen. Zuerst war Messe, danach eine kleine Tanzvorführung einiger Mädchen aus dem Internat. Natürlich gab es dann auch noch reichlich zu Essen und da Feast war, gab es auch Fleisch, was die meisten immer außerordentlich freut. Ich habe mich weiterhin glücklich über das Gemüse hergemacht. Dort in Shevgaon habe ich auch eine Freiwillige aus Bayern getroffen, Tabea. Gerade ist sie für ein paar Tage hier bei mir im Social Centre, um sich wie ich auf der Polizeistation registrieren zu lassen. Sie lebt dort in Shevgaon mit den Schwestern im Krankenhaus und wir dort für ein Jahr arbeiten. Mit ihr und einer Schwester habe ich eine Runde durch das Krankenhaus gedreht. Jeder Deutsche würde hier bezüglich Hygiene verzweifeln, wobei im Vergleich zu dem indischen Alltag war es dort sehr sauber und Müll- und Moskito-frei. Mir wurde wirklich alles gezeigt und so stand ich plötzlich im Kreissaal, wo drei Frauen grade erst ihr Kind bekommen haben und eine noch in den Wehen lag. Da musste ich erst mal schlucken. Dass, ich dann nur meine Schuhe tauschen musste, um in die Intensivstation zu gehen, hat mich dann auch nicht weiter verwundert.
Ein indischer Gebetstanz zu Ehren vom Mother Mary


Neben der ganzen Feierei habe ich auch meine ersten richtigen shopping-Abende genossen. Evangeline (Mitarbeiterin vom Social Centre und meine tägliche Quasselpartnerin), Merlin (Evangelines Schwester), Snehal (Merlins Freundin) und ich haben keine Köstlichkeit ausgelassen und uns von Vadapav (davon habe ich euch schon berichtet) über Pani Puri (Knusperkuglen gefüllt mit Tamarindenwasser und ner Art Maissuppe) bis hin zu Masala Dudh (Gewürz Milch) durchgefressen. Dazu haben wir noch einiges mehr erstanden. Ich kann mir jetzt mein Zimmer mit zwei Landkarten schmücken, mit Marathi-Anfängerbücher etwas mehr Wörter lesen und schreiben lernen und ich habe mir auch meine erste indische Kleidung gekauft…besser gesagt den Stoff dafür. Jetzt muss es nur noch genäht werden. Dann kann ich auch endlich mit den Mitarbeitern in die Dörfer gehen. In der Stadt ist es noch in Ordnung mit Jeans und T-shirt oder Kurtha (eine Art lange Bluse). Aber auf dem Dorf wird man mit dieser Kleidung nicht akzeptiert. Also muss ich mich da dann doch etwas mehr anpassen. Vielleicht sind Bunjabi und Saari am Ende dann auch so bequem, dass ich nichts anderes mehr tragen will. Ich werde euch auf jeden Fall davon berichten.
Macht es gut. Ich feiern hier ein bisschen für euch mit!

Eine abendliche Masala Dudh in Ahmednagar
Und ein großes Pardon an meine treuen lieben Blogleser. In den letzten Wochen war einiges hier los und habe nicht die Zeit und Ruhe gefunden, ordentlich zu berichten. Dafür habt ihr jetzt aber etwas mehr zu lesen. Freut mich aber, dass ihr auch jetzt (nach einem Monat) noch fleißig lest und euer Interesse unstillbar zu sein scheint. Danke!

Eure Sarah