Sonntag, 4. Dezember 2011

Schon Dezember?!? Wie die Zeit doch rennt...

नमस्कार und Hallihallo…ja es ist wirklich war. Dieser ausgehungerte Blog wird auch endlich mal wieder mit einem neuen Eintrag gefüttert. Nein, ich habe meinen Blog nicht vergessen, nur ist meine Freizeit in der letzten Zeit extrem geschrumpft. Somit passiert mehr, von dem ich euch berichten will, aber gelichzeitig habe ich weniger Zeit, alles nieder zu schreiben und in lesbare Massen zu verpacken. Die deutsche scharfe Logik erkennt ein eindeutiges Problem, dass ich aber glücklicherweise durch eine mindestens genauso deutsche Tagesplanung lösen konnte und so nun nach über einem Monat endlich dazu komme für euch einen neuen Eintrag über die wichtigsten Ereignisse im Oktober und November zu verfassen =)

Die neusten Ereignisse aus dem Oktober und November: 

Diwali 
Das Social Centre erstahl im Lichterglanz...
...mit den für Hindus typischen Öllämpchen
So nun erst mal eine Erklärung zu Diwali, dem größten hinduistischen fest, das in ganz Indien gefeiert wird…so ähnlich, wie bei uns Weihnachten. Es symbolisiert das Neujahr für die Hindus und ist das Fest des Lichts. Licht symbolisiert im Hinduismus unter nderem Hoffnung und wurde deshalb als Symbol dieses Festes ausgewählt, da an Diwali das Böse vom Guten besiegt wurde, es also neue Hoffnung, Licht, gibt. In Maharashtra wird das auch schon etwas früher gefeiert, nämlich Anfang Oktober an Dassera als Ram über Ravan siegte. In der hinduistischen Mythologie gibt es zahlreiche endgültige Siege des Guten über dem Bösen. Egal wer an welche Geschichte nun glaubt, an Diwali feiern alle in Indien diese Sieg und die neugewonnene Form von Hoffnung in Form des Lichts. Und mit dieser neuen Hoffnung beginnt auch das neue Jahr im hinduistischen Kalender.

Das Feuerwerk war nicht nur Männersache =)
Hier am Social Centre haben wir am Abend, bevor die Stundents gegangen sind, es auch ordentlich krachen lassen. Ich wage zu bezweifeln, dass es hier in Indien Richtlinien bezüglich Mindestflughöhe oder maximaler Sprengkraft gibt. Bei einer Böllersorte konnte man die Schockwelle richtig FÜHLEN, obwohl sie in genügend Entfernung gezündet wurden und die Raketen sin knapp über den Häuserdächern explodiert. Auf jeden Fall hat es einen mords Spaß gemacht und viele Süßigkeiten (Prassad) gab es auch, wie bei jedem hinduistischen Fest eben =)
Da die Students alle nach Hause gegangen sind und auch das Office für 5 Tage zu hatte, habe ich zusammen mit Tabea (der deutschen Freiwilligen aus meiner Nähe) einen Städtetrip nach Pune gemacht. Ich habe es genossen mal weg zu sein, keine Verantwortung zu übernehmen, tun und lassen zu können, was man will, ohne jemanden darüber informieren oder um Erlaubnis fragen zu müssen, aufstehen zu wollen wann man will, essen zu können, wann man will usw.
Erfolrgreicher Einkauf in den
typisch INDISCHEN Einkaufsstraßen
Ganz ohne Stress haben wir uns einige Sehenswürdigkeiten angesehen und waren natürlich auch einkaufen. In Pune bekommt man wirklich alles von Nutella über Dr. Oetker bis hin zu Schweizer Müsli…zuerst hat mich eine große Euphorie darüber erfüllt, aber dann kam der Gedanke auf, was für ein Schwachsinn es ist, Sachen aus Europa nach Indien, wo ein Großteil der Bevölkerung ums alltägliche Überleben kämpft, zu importieren und dort zu verkaufen…in was für einer Welt leben wir eigentlich?!? Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen und hat meine anfängliche Euphorie über die Lebensmittel, den hier genauso überteuerten Esprit und den Pizzahut stark gedämpft. So habe ich mich mit einer Lattemacchiato zufrieden gegeben und ich war froh, als ich wir wieder bei den vertrauten indischen kleinen Läden und den Menschenmassen auf der Straße waren.
Tabea (meine Reisebegleitung) und ich vor einem
gigantischen Wurzelbaum traditionell im Bunjabi-Dress


Busfahren…
Vollbepackt in einem Stadtbus in Pune
Inzwischen habe ich auch schon einige Busfahrten hinter mir und muss sagen, dass es eine durchaus bequeme und angenehme Art des Reisens ist. Wenn man nur ein bisschen Marathi spricht, sind die Menschen so hilfsbereit und man findet auf jeden Fall den richtigen Bus. Am besten man hält sich an die ganzen Conductors, die überall herumrennen. Im Bus selber kommt es natürlich auf den Sitznachbar an und manche haben ein mords Geschieß, weil sie nicht wollen, dass ihre Frau zu weit weg sitzt oder sie wollen unbedingt neben mir als Weißer sitzen. Das Gepäck muss auch bei noch freien Sitzplätzen schön brav in die Gepäcknetze verstaut werden…das ist eben die Unlogik der Inder.
Durch die Schlaglöcher wird einfach durchgeheizt und so kommt es nicht selten vor, dass man knapp unter der Decke schwebt. An jeder Haltestelle wird der Bus von Essens und Getränkeverkäufern gestürmt und man muss sich keine Sorge machen, dass man verhungert =) An seiner richtigen Bushaltesetlle muss man schnell sein und sich früh genug informieren, wo sie denn ist, sonst kann es sein, dass man eine Runde Bus mehr fahren darf. Bisher hab ich es, zwar einmal wild „Thamba“ und  „ek minit“ schreiend, immer rechtzeitig aus dem Bus herausgeschafft.

Chapati die Zweite:
Von meinen Chapati-back-Aktionen gibt es Neuigkeiten. Am Sonntag machen wir uns immer selber Frühstück, weil Shanta Maushi erst nach der Kirche zum Kochen kommen kann. Dann gibt’s eben immer Spiegelei mit Weißbrot, weil keiner von den Fathers Chapati machen kann. Sonntag vor zwei Wochen habe ich dann mal versucht für alle selbst Chapati zu machen. Dieses Mal war nicht mal mehr die Form (die inzwischen annähernd Rund ist) das Problem, sondern vielmehr der Teig. Ich habe ihn wohl nicht gut genug geknetet oder vielleicht auch zu wenige Wasser oder Öl genommen und das Salz vergessen…auf jeden Fall waren die Chapati am Ende etwas geschmacklos und etwas zäh. Die Fathers haben sich natürlich nicht beschwert, aber vor meiner nächsten Chapati-cack-Aktion muss ich noch weiter heimlich trainieren ;)

Geburtstage der Fathers:
Das obligatorische Cakecutting...
der "Höhepunt" jedes Geburtstages
In diesen zwei Monate hatten alle unsere Fathers Geburtstag. Es fing an mit Fr. Ramesh, der am 24. Oktober Geburtstag hatte. Wir haben an diesem Tag gegen 11 dann mit der Staff und den Students eine kleine Feier mit Cakecutting (fast wie bei ner Hochzeit!) und natürlich einigen Reden und Geschenküberreichen gemacht und gleichzeitig auch noch Diwali, was vor der Türe stand, gefeiert.
Kurz darauf, am 1. November, hatte Br. Sameer Geburtstag. Das wurde aber nur von der Community (die Fathers und ich) morgens mit einem kleinen Kuchen gefeiert, da Ferien waren und er ja vom Rang her auch nicht so hoch steht.
Der grünende Wunschbaum
Am 22. war dann der größte Geburtstag von allen, der von Fr. Jerome, dem Director und meinem Mentor.  Wir haben um 11 Uhr  mit einer Messe in der Conference Hall mit der Staff, allen Stundents und  noch ein paar Sisters und Fathers angefangen. Danach gab es wie immer den Anschnitt des Kuchens und dazu ein Ständchen von allen, viele Reden, darunter eine von mir, und auch ein Programmpunkt von den Stundents, ein Wuschbaum, dessen Blätter mit den Wünschen an Fr. Jerome von den Leuten aus den verschiedenen Projekten gefüllt wurden. Danach haben wir alle zusammen im Hof Mittaggegessen (es gab wie immer an großen Festen Birannie, eine Arte Gewürzreis-Eintopf). Abends kamen noch die ganzen Fathers und Sisters aus den Gemeinden und Projekten in der Gegend zum Essen und wieder zum Kuchenanschneiden vorbei. Auch etwas Verwandtschaft von Fr. Jerome war da und ich habe mich sehr über diese „normale“ Abwechslung zwischen all den Geistlichen gefreut.
 
Parent’s Day & World-Aids-Day:
Keine Falte wird heir dem Zufall überlassen...
Die Geburtstage waren aber bei weitem nicht die einzigen Feiern bzw. Programme. Am 14. November (dem eigentlichen Children’s Day) haben wir von allen Students die Eltern oder verwandten eingeladen und ein dreistündiges Programm aus verschiedenen Tänzen, Reden, der üblichen Ehrung der Lehrer oder Hauptpersonen. (Bei jedem Programm in Indien gibt es einen Chiefguest und natürlich einen Chef oder Vertreter der Einladenden. Diese werden auf jeden Fall in jedem offiziellen Programm entweder mit Schal, Blumen, Kokosnuss oder einem Turban geehrt.) Ich hab auch das englische Thetaerstück nochmals mit den 1st Years aufgefrischt und den Eltern, die mächtig stolz auf ihre englisch sprechenden Kinder  waren, vorgeführt.
Am 1. Dezember, dem World-Aids-Day haben wir eine große Demonstration organisiert und auch die anderen Colleges von Ahmednagar dazu eigeladen. Alles in allem waren wir am Ende dann ca. 200 Leute, die mit roten Schliefen, bunten Plakaten und Bannern laut rufend durch die ganze Innenstadt marschiert sind und bunte Flyer zu Aufklärung über Aids verteilt haben. An zwei Punkten unserer Strecke haben wir auchein Skit aufgeführt…auch zur Aufklärung über Aids versteht sich…und ich haben den letzten Satz bekommen =) Es total viel Spaß gemacht und über uns ist sogar in der Zeitung berichtet worden…auf der Titelseite!!! Nac der Demo haben sich alle noch im Social Centre getroffen und sind mit Knabbereien und Chaha (was sonst) versorgt worden.
Mit bunten Plakaten und viel guter Laune...

...ging unser Zug quer durch die Stadt.

Mein erster Dorf-Projekt-Besuch:
Bei Flutlicht haben dei Students ihre
Skits im Freien aufgeführt.
Zwei Tage nach Fr. Jermoe’s Geburtstag bin ich mit Evangeline, Fr. Ramesh, einigen Students und einem aus der Staff abends in ein Dorf (Dhodre) gefahren, um dort 2 Skits aufzuführen bezüglich der Benutzung von Toiletten und der Aufklärung über Aids. Dort im Dorf sollen bald einige Familien Toiletten bekommen und die sollen am Ende auch ihren Zweck erfüllen und nicht als Lagerraum gebraucht werden. Dank dem Social Centre kann sich das Dorf jetzt ernährungstechnisch selbst versorgen und den Kindern in der Grundschule und dem Kindergarten zumindest die Grundbildung gewährleisten. Wir wurden wie üblich mit Chaha empfangen und während alle Dorfbewohner mit einer Mords Musikanlage zusammen getrommelt wurden, saßen alle Mädels mit der „Dorfältesten“ in dem Schulhaus und haben gequatscht. Die Jungs waren draußen, schön getrennt von uns. Ich muss sagen ich habe nicht schlecht gestaunt, als die alte Dame ein Handy aus ihrer Saaribluse gezogen hat und noch schnell ein paar Arrangements getroffen hat. Musik und Ansagen haben das Skit angekündigt. Im indischen Dorf wohnen nicht alle zusammen auf einem Fleck. Die Häuser sind weit verstreut. Die Schule und der Kindergarten und noch andere öffentliche Gebäude bilden das Zentrum und den Treffpunkt im Dorf.
Nach dem Chaha wurden wir in den Kindergarten gelotst. Dort wurden wir zum Essen eingeladen. Wir saßen wie üblich auf dem Boden und haben mit den Händen gegessen, woran ich inzwischen schon gewohnt bin. Auch das Wasser, das mir im Becher hingestellt wurde, habe ich brav zum Händewaschen und nicht zum trinken genommen…das ist mir am Anfang beinahe mal passiert XD So einen Fehler macht man nur einmal! Der Dorfbesuch war auf jeden Fall eine richtig tolle Erfahrung und ich hoffe, dass ich noch ab und an die Möglichkeit dazu bekomme!

Das erste Mal im Saari…
Der Saari von meinen Mädels in der
modernen Maharashtra Art gewickelt.
Als Überraschung für Father Jerome habe ich an seinem Geburtstag das erste Mal einen Saari getragen. Da wir ihn erst einige Tage davon zum nähen gebracht haben, konnte ich das Saariwickeln leider nicht mehr üben, aber meine Mädels haben des auch einige drauf und so habe ich mich von denen einwickeln lassen. Ich muss sagen, ich habe mir den Saari wirklich bequemer vorgestellt. Da aber der ganze viele Stoff in den Unterrock gestopft wird, was ganz schönnach unten zieht, muss der Rock mächtig eng geschnürt werden. Dazu kam, dass die Schneiderin die Bluse etwas knapp bemessen hat und so der Saari mit Hilfe von vielen Sicherheitsnadeln so trapiert werden musste, dass auch ja alles verdeckt ist und kein cm Haut zu viel rausschaut. Dass fast die gesamte Bauchpartie dabei sichtbar ist, stört in Indien keinen. Für mich war es aber ungewohnt, da bauchfrei schon einige Zeit bei uns in Deutschland nicht mehr getragen wird.
Nach einiger Zeit hatte ich mich aber auch daran gewöhnt und ich habe mich dann darin wirklich wohl gefühlt. Auch meine Schritte habe ich meiner Kleidung angemessen und haben mich nicht mehr mit „Männerschritten“ (wie Evangeline immer sagt) sondern mit kleinen Schritten fortbewegt. Die großen, scheinenden, schillernden, glitzernden Goldklunker konnte ich gerade noch abwehren. Bei aller Liebe…Bangels okay, aber großer, auffälliger Schmuck und dann noch Gold…das ist einfach nicht mein Ding auch nicht nach 4 Monaten Indien!


Nun zu meiner Arbeit in den letzten Monaten.

Examen am College…
Ende Oktober standen die ersten Examen an (in der Schule würde man es als halbjährige Klassenarbeiten bezeichnen, weil der Lehrer die Fragen stellt und die demnach hier recht human ausfallen). Plötzlich haben die Students angefangen bis nachts um 1 zu lernen und ich musste se zwingen ins Bett zu gehen. Des Argument, dass man ausgeschlafen besser denken kann, hat sich ihnen nicht so ganz erschlossen. Ich habe 5 Tage hintereinander immer 2h am Stück bei einer Klasse Aufsicht geschoben, was wirklich anstrengend war. Es war wirklich lustig auch das einmal aus der Sicht eines Lehrers zu erfahren. Das Unterrichten war nicht allzu neu, aber eine Klausur zu beaufsichtigen schon. Es hat mich irgendwie an die DLRG Wachdienste im Freibad erinnert…zum Nachteil der Students wusste ich auch noch genau, dass man die Drohungen der Aufsicht erst ernst nimmt, wenn sie auch mal wahr gemacht wurden und dass Zeitungen mit Handschriftvermerken nicht als Schreibunterlage dienen…es mag ja wirklich viele Unterschiede zwischen indischen und deutschen Schülern bzw. Studenten geben. Während Prüfungen aber sind alle gleich und die Tricks sind auch mehr oder weniger die gleichen. Das festzustellen hat mich doch ein wenig amüsiert und auch beruhigt.

Shortstories…
Inzwischen unterrichte ich einen Teil vom Lehrplan, der mir gerade Shortstories vorschreibt. Eigentlich hatte ich gedacht, dass mir diese Art von Text nach dem bestandenen Abitur erspart bleiben würden…da habe ich mich wohl geschnitten. Nach einigen Startschwierigkeiten muss ich aber sagen, dass es Spaß machen kann Kurzgeschichten zu unterrichten und auch die Students steigen inzwischen darauf ein und machen ganz gut mit. Ich hoffe nur, dass das bei den One-Act-Plays auch so gut funktioniert. Damit habe ich noch nicht mal als Schüler groß Erfahrung gemacht. Wir werden sehen…

Feiern und Programme organisieren, planen und durchführen…
Bastelarbeiten für den Parent's Day
...die Deko haben wir komplett elsbt gemacht.
Da bis zum 7. November die Schüler zu Hause waren, hatten wir für unser erstes Programm im November, dem Parent’s Day, eine knappe Woche Zeit um alles ein zu studieren und vorzubereiten. Dazu hat Evangeline auf meinen Vorschlag hin ein Schülerkomitee einberufen, die dann die Hauptorganisation übernehmen sollten. Leider hat sie ihre „Lieblinge“ für das Komitee bestimmt und so ging mein demokratischer Grundgedanke dahinter leider verloren. Auch bei dem Programm hat sie den Schülern gesagt, was zu machen ist und die Schüler fügen sich dem problemlos. Das Bild der Mitbestimmung und Selbstbestimmung sieht hier einfach noch ganz anders aus. Jeder will über den anderen herrschen. So war das Komitee aber auch keine Wirkliche Arbeitserleichterung, weil Evangeline immer noch alle Fäden gezogen und alles entschieden und überwacht hat. Also war nach dem Unterricht auch bei mir jeder Tag mit Proben gefüllt (Skit, singen, tanzen…). Dazwischen noch Anweisungen für die Deko geben und kontrollieren, ob auch wirklich alle Mädels mithelfen und nicht schon wieder schlafen und das täglich putzen wurde ihnen trotz Proben auch nicht erlassen.
Der Wunschbau nimmt Gestalt an...
mein erstes eigenes Projekt mit den Schülern
Nach dem Parent’s Day war Evangeline erst mal krank, aber es stand ja in der nächsten Woche auch schon wieder Fr. Jeromes Geburtstag auf dem Plan. Also habe ich eben mit dem Schülerkomitee auf eigene Faust anfangen zu planen. Als Evangelien mir dann nach 4 Tagen Abwesenheit mir meine eigenen Ideen erklären und die bisher getane Arbeit verpfuschen wollte ohne mir überhaupt zuzuhören oder Gründe für die Änderungen zu geben, habe ich mich zum ersten Mal gewehrt, auf die Hinterbeine gestellt und nicht nach ihrer Pfeife getanzt. Nach einen Tag Funkstille habe ich dann die komplette Verantwortung übertragen bekommen und konnte mit den Schülern nach meinem Schema weiterplanen, was dann auch geklappt hat.
Zwei Tage nach dem Geburtstag ging es dann abends in ein Dorfprojekt, wo die Schüler zwei kurze Theaterstücke zur Aufklärung über Aids und die Benutzung von Toiletten aufgeführt haben. Das musste natürlich auch wieder geprobt werden. In der Woche darauf, dann die Demonstration am Welt-Aids-Tag, wofür wir unzählige Plakate gemalt, beschriftet und gebastelt haben. Da ich hier permanent wohne bleibt auch das kontrollieren des Auf- und Abbauens an mir hängen, wobei ich für letzteres wirklich meine ganzen Überzeugungskünste einsetzten muss. Langeweile war also wirklich ein Fremdwort für mich die letzte Zeit. Und diese Woche beginnen wir auch schon die Vorbereitungen für unsere große Weihnachtsfeier. Ich habe dazu gelernt und führe nun meine Ideen, sobald genehmigt, mir den Students direkt und alleine durch, weil meine Ideen in ihrer Grundform bei Evangeline keine Chance haben schon alleine, weil sie von mir kommen und sie dann nicht alle Fäden in der Hand halten und kontrollieren kann. Dieses Herrschen und kontrollieren wollen scheint irgendwie im indischen Blut zu liegen.
Ich bin mal auf das Ergebnis meiner neuen Arbeitsweise gespannt XD

Meine Anti-Schlaf-Programme für die Students haben sich ausgeweitet. Ich habe eine Art AGs eingeführt. Für die Inder ganz neu…bisher gab es muss oder muss nicht. Auf wollen wurden sie noch nie angesprochen. Montags werde ich versuchen die Students für einige englische Lieder (moderne und christliche) zu begeistern. Bisher habe ich es erst einmal probiert und nur eine ist gekommen…aber gut wenn man was freiwillig anbietet, muss man auch damit rechnen. Ich hoffe, dass die englischen Weihnachtslieder, die jetzt dann auf dem Programm stehen, auf mehr Begeisterung stoßen (die werden dann ja auch aufgeführt und das zieht bei Indern meistens). In der für Mädels verpflichtenden Handarbeitsstunde wollte ich ihnen das Bändchenknüpfen beibringen. Da sie aber unfähig waren in 2 Wochen etwas Wolle zu besorgen ist das gescheitert und wird jetzt von Sternen&Co. für die Weihnachtsdeko abgelöst werden.
Das Slacklinen und Volleyballspielen habe ich leider beinahe komplett eingestellt, da ich, sobald ich im Haus bin, im Office arbeite oder meine Mädels zum Arbeiten bringe. Daher bin ich diese Woche da erste Mal mit einigen Jungs UND Mädels zum Fußballspielen rausgegangen. Es glich zwar eher einem Schlachtfeld, hat aber Spaß gemacht und wird hoffentlich eine regelmäßige Zukunft haben (die Inder stehen ned so auf regelmäßige Termine…würde lieber 5mal in einer Woche gehen und dann die nächsten 5 Wochen gar nimmer)

Ein paar Infos noch dazu:
·           Grade hat hier die „wedding-season“ begonnen, was mir täglich abends eine wunderbare Beschallung von indischer Leiermusik beschert. Zu einer anständigen Hochzeit gehört nämliche eine große Band,  für die die Leute z.T. mehr bezahlen als für das Essen.

·           Da es in der Regenzeit zu wenig Regen gab, können die Wasserkraftwerke nicht genügend Strom herstellen, sodass die Stadt täglich den Strom 2mal für 2 h ausschaltet. Damit unsere Computer (und natürlich der Fernseher für die Fathers) trotzdem funktioniert, wird der hauseigene Generator angeschmissen. An das tiefe Brummen gewöhnt man sich zum Glück schnell, daran die Stromausfälle in den Tag einzuplanen nicht. So kommt es bei mir regelmäßig vor, dass meine Wäsche in der Waschmaschine eine 2stündige Schwimmstunde bekommt oder ich vergessen meine Taschenlampe am Zimmerausgang zu platzieren, damit ich, wenn ich reinkomm mir nicht erst tausend blaue Flecken hole, bevor ich meine Taschenlampe gefunden habe.

·           Der wenige Regen wirkt sich nicht nur auf Strom und Felder aus, sondern auch auf unseren Wasservorrat. Neulich mussten wir schon Wasser von einem großen Tanker anfahren lassen und mit Wasser wird nur noch alle zwei Tage geputzt. Manchmal kommt es auch vor, dass man morgens im Bad ohne Wasser steht und somit weder duschen noch Wäschewaschen oder Zähne putzen kann. Zum Glück ist unser Trinkwasser ein separater Tank, dessen Größe das Wasser zum Trinken und Kochen auf jeden Fall abdeckt. Ich bin mal gespannt, wie des dann im Sommer wird, nach 4 Monaten keinem Regen.

·           Dezember mit kalten Nächten und tagsüber meist fast 30 Grad hat was an sich =)


So das wars auch wieder…ich hoffe der Kampf durch den Wörter-Erlebnis-Erfahrungs-Urwald hat euch gefallen und hat sich für euch gelohnt. Nach Weihnachten werde ich wieder berichten, wie ich meine Feiertage verbracht habe, wie kitschig wirklich alles war und ob die Durchführung meiner Programmpunkte mit den Students wirklich geklappt hat.
Bis dahin macht es gut, ich wünsch euch eine wunderschöne Adventszeit, lasst euch nicht vom Weihnachtsstress packen und genießt die Feiertage =)

Eure सारा (Sarah)

Sonntag, 16. Oktober 2011

Projekte I - BSW College und Asa Kiran...und das aktuellste von mir =)

Da ich jetzt wirklich schon eine Weile im Social Centre arbeite, habe ich zumindest in 2 der Projekte schon etwas mehr Einblick bekommen und wollte euch diese Informationen natürlich nicht vorenthalten.
Zunächst einmal aber etwas allgemeiner über das Social Centre. Es wird von den Pune Jesuits geleitet und seit 8 Jahren ist mein Mentor, Fr. Jerome, jetzt schon Leiter dieser Institution. Im untersten Stockwerk befindet sich der Speiseraum der Fathers und die ganzen Büros der Mitarbeiter (ca.15). Jeder Mitarbeiter ist entweder für 3-5 Dörfer verantwortlich oder hat einen ganz speziellen Aufgabenbereich, wie z.B. die Buchhaltung oder Women Development. In jedem Dorf werden verschiedene Projekte gestartet, damit das Dorf sich sinnvoll selbst versorgen kann und auch die Bewohner sich gegenseitig unterstützen. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit einen Mitarbeiter zu einem „Visit“ zu begleiten, daher berichte ich davon in einem späteren Blogbericht.

Im Mittleren Stock befinden sich die Räume der Fathers, ein Klassenzimmer und noch das Lese- und Fernseherzimmer der Fathers. Im obersten Stock ist noch ein Klassenzimmer, das Mädchenschlafzimmer, mein Zimmer und eine Dachterrasse mit Wäscheleine. Als einstöckige, kleine Gebäude sind noch ein Klassenzimmer, das Jungsschlafzimmer und der Essensplatz der Students direkt neben dem Hauptgebäude angebracht. Dazwischen ist noch ein wenig Garten mit Kokospalmen und viel nackter Erde.

Die 1st Years bei den kleinen Ziegen des Don Bosco-Projekts
Das erste Projekt, das ich euch nun vorstellen möchte, ist das BSW College, mein Hauptarbeitsplatz. In 3 Jahren  machen die Studenten hier ihren Bachelor of Social Work. Das College gehört zu der University of Pune und besteht jetzt seit 3 Jahren. Das beudeutet, dass dieses Jahr zum ersten Mal Studenten hier (hoffentlich erfolgreich) ihren Bachelorabschluss machen. Insgesamt haben wir 55 Studenten. Davon leben 26 Jungs und Mädels hier im Social Centre Hostel. Jedes Year (Jahrgang) hat seinen eigenen Raum. Dort haben die Studenten Montag bis Donnerstag  von 9 – 13 Uhr Unterricht. Gerade unterrichte ich für das dritte Jahr eine Stunde English am Tag. Am Freitag besuchen die aus dem ersten Jahr eine soziale Einrichtung (Waisenhaus, Altenheim, Krankenhaus, etc.) und schreiben samstags dann einen Bericht darüber. Das zweite Jahr geht freitags und samstags in kleinen Gruppen in je eine Institution und arbeitet dort für einen halben Tag mit. Sie gehen das gesamte Jahr in die gleichen Institutionen und bekommen so einen Einblick in das Arbeitsleben in einer sozialen Einrichtung. Das dritte Jahr geht Freitagvormittag und kommt am Samstagnachmittag wieder zurück. Sie verbringen diese 2 Tage Gruppenweise in je einem von 3 Dörfern. Dort versuchen sie Projekte gemeinsam mit den Dorfbewohnern zu starten, um die Lebenssituation dort zu verbessern und jedem Bewohner ein annehmbares Leben zu ermöglichen; die Arbeit eines späteren Sozialarbeiters eben. Im Oktober und im April haben alle Prüfungen und direkt danach Ferien (im Oktober 10 Tage, im April 2 Monate). Für die Students, die im Hostel leben, gibt es jeden Tag noch feste Lern- und Putzzeiten. Als Verantwortliche für die Mädels muss ich für das Einhalten dieser Zeiten sorgen (nicht immer ganz einfach, da der Tag von den Mädels meistens viel lieber zum Schlafen genutzt wird).Neben dem studieren gibt es aber auch noch zu jedem größeren Anlass ein Fest im Social Centre, wozu aller Lehrer, die Staff und manchmal auch die Eltern der Students (je nach Anlass) eigeladen werden. Das Vorbereiten dieser Feste zusammen mit Evangeline (Lehrerin und Mitarbeiterin im Social Centre) und natürlich auch einigen Students gehört inzwischen auch zu meinem Aufgabenbereich. Das besondere an diesem College ist, dass es auch gering Verdienenden die Bildung ermöglicht, da Fr. Jerome ein Sparpaket anbietet: Die Gebühren für das College können in drei Etappen über das Jahr hinweg bezahlt werden. Bis dahin legt er das Geld bei der University of Pune aus. Daher kommen die meisten Studenten hier aus dem Dorf oder sind gar Adivasi (Tribals, die in Dorfähnlichen Kolonien im Wald leben), was bedeutet, dass sie sehr viel mehr an die indische Kultur mit ihren strengen Traditionen und Regeln aber auch an ihren Glauben gebunden sind. In der Stadt mit etwas westlichem Einfluss erfahren viele zum ersten Mal eine Art von Freiheit und Selbstbestimmung, was sie zunächst in vollen Zügen genießen. Manche werden dadurch aber auch in Schwierigkeiten versetzt, wenn sie zurück ins Dorf gehen und ihre in der Freiheit entwickelten Angewohnheiten nicht mehr erlaubt sind (vor allem bezüglich dem Umgang zwischen Frauen und Männern und das Benehmen vor Respektspersonen).

Shruti, Ishuar und Swati...die Kids von Asa Kiran
Das zweite Projekt, das ich schon näher kennen lernen konnte, nennt sich Asa Kiran und ist ein Rehabilitationscenter für Aidswaisenkinder. Dort werden sie wohnen und aufwachsen bis zu ihrem 18. Lebensjahr. Ab dem Schulalter werden die Kinder in die danebengelegene Schule gehen. Es ist das neuste Projekt, das von Fr. Jerome über das Social Centre gestartet wurde und ist noch nicht in vollem Gange. Da das Schuljahr in Indien schon im Juni beginnt leben bisher seit der Eröffnung Ende Juli nur Ishuar, Swati und Shruti in Asa Kiran und gehen seit Anfang September auch in die besagte Schule. Zu Asa Kiran gehören 2 große Schlafsäle (einen für Jungen, einen für Mädchen), ein großer Speisesaal mit Küche und Vorratskammer, ein kleiner, runder Aufenthaltsraum, ein Kuhstall und ein Haus für die Familie, die das restliche Ackerland von Asa Kiran bewirtet, die zwei Kühe versorgt und bisher auch die Kinder betreut. Sobald das laufende Schuljahr vorüber ist (April) will Fr. Jerome die zwei großen Schlafsäle aber mit bis zu 25 Kindern füllen. Bis dahin plant er noch einige kleine Räume auf die Gebäude zu bauen und auch eine Staff für das Projekt zu finden, die dort dann zusammen mit den Kindern lebt und nach ihnen schaut. In der Regel besucht mein Mentor die Kinder 2 mal in der Woche und zusätzlich hat er noch täglichen Englischunterricht organisiert, so dass den drei nicht langweilig wird, sie noch mehr lernen und nicht alles an der Familie hängen bleibt.
Sobald man zu Besuch kommt, nehmen sie einen gleich mit zu dem auf dem Feld gelegenen  Brunnen oder auf die Dachterrasse des Speisesaals, weil sie dahin nicht alleine gehen dürfen. Das größte aber ist für die Drei immer am Ende von den Besuchen mit Father Jerome eine Runde im Auto mitzufahren.

So und nun ein paar aktuelle Ereignisse von mir:

Das Gemeindefst von Shevgaon ...und ich im Bunjabi-Dress =)
Inzwischen sind meine Bunjabi-Dresses fertig genäht und zum Gemeinde-Fest vom nahe gelegenen Shevgaon habe ich auch einen getragen. Es hat sich zuerst angefühlt, als ob ich noch im Schlafanzug herumlaufen würde. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber an den vielen, locker-sitzenden  Stoff und dann ist es durchaus angenehm. Nur die Dupata (der Schal) ist ziemlich nervig…trotz Sicherheitsnadeln hängt sie überall nur nicht da, wo sie hingehört! Das braucht wohl noch etwas Übung, damit sie immer an der richtigen Stelle bleibt!




Ratten und Bäume des 1st Year Skits
Ende September hatte auch das englische Skit (kurzes Theaterstück) der 1st Years Premiere, das ich mit ihnen einen Monat lange einübt habe. Dabei ging es darum, die Umwelt zu schützen und seinen
Müll in den Mülleimer und nicht auf die Straße zu werfen. Nach unseren vielen Proben haben sie die
Dialoge im flüssigen Englisch präsentieren können und man konnte auch verstehen, was sie sagen. Jetzt müssen nur nach alle Students die Nachricht umsetzten. Daran hapert es allerdings noch sehr. Selbst in ihrem direkten Umfeld, dem Social Centre, werfen sie den Müll überall hin aber nicht in dem Mülleimer. Aber allen, die das Skit gesehen haben, hat es gefallen und sie waren überrascht, dass die 1st Years so deutlich Englisch sprechen können. Ich habe es für mich als mein erstes Erfolgserlebnis vermerkt und hoffe, dass auch weitere Programme so rund ablaufen.

Es gab natürlich auch mal wieder einiges zu feiern. Zum einen war Gandhis Geburtstag, der wurde aber ziemlich von dem neun-tägigen Fest Nauratri überschattet. Es wurde, ähnlich wie bei Gandpati, jeden Abend kräftig getrommelt, die Stadt mit bunten Bühnen, Figuren und Girlanden geschmückt und natürlich aus den überdimensionalen Musikanlagen beschallt. Das ganzen Fest fand seinen höhe Punkt am letzten Tag, genannt Dassera. An diesem speziellen Tag wurde der Sieg von Rama (Göttervater) über Ravan (das Böse) gefeiert. Abends wird eine riesige Figur verbrannt, die Ravan symbolisieren soll. Dazu werden wie bei uns an Silvester Feuerwerkskörper quer durch die Stadt gefeuert. Da Dassera im Bundesstaat Maharashtra ein Feiertag ist, konnte ich eine Nacht bei Merlin und Evangeline übernachten. Es war ein richtig schöner Mädelsabend und am nächsten Morgen habe ich für alle Pfannenkuchen gebacken, die sogar ohne Rezept gelungen sind.
Deutsche Pfannkuchen in indischer Küche...klappt gut!

Ansonsten gibt es nicht allzu viel Neues. Täglich lerne ich mit einer unserer Mauschis (die bei uns putzt) etwas Marathi und mit ihr habe ich auch schon 2mal Chapati gemacht...der Teig war keine große Herausforderung.Die Chapati dann aber dünn und RUND auszurollen und sie bei richtiger Hitze nicht schwarz werden zu lassen, ist schon um einiges schwerer und ich werde noch sehr viel üben müssen! Einmal hat sie mich auch mit zu ihrer Mutter nach Hause genommen. Es war zu Beginn ein sehr komisches Gefühl, da es als eine Art Segen angesehen wird, wenn man Weiße bei sich zu Hause hat. Später war es aber nett. Ich habe wie üblich etwas Tee getrunken und wir haben uns mit Händen und Füßen halb auf Englisch und halb auf Marathi unterhalten und zum Schluss noch gemeinsam gebetet.
Das gemeinsame Beten genieße ich inzwischen richtig. Überall, wo ich bisher war, wurde abends in der Gruppe gebetet und ich habe festgestellt, dass dabei egal ist, wer mit einem betet. In diesem Moment werden auch in der indischen Respektsgesellschaft alle gleich.

Ich unterrichte immer noch Englisch und statt Computerunterricht gebe ich nachmittags mit den Mädels Handarbeitsunterricht. Bisher haben wir aus Stoff und Draht große Deko-Blumen gebastelt. Da aber bald aber Prüfungen sind, lernen die Students lieber. Nach den Ferien im Oktober werde ich ihnen dann das Knüpfen beibringen, weil hier alle total auf selbstgemachte Freundschaftbänder stehen.
Die erste Blume unserer Handarbeitsstunde
Ach ja es tut mir furchtbar leid, wenn mein Satzbau nicht unbedingt dem korrektesten Deutsch entspricht, aber hier spreche ich nur Englisch oder eben Marathi und lese inzwischen auch nur noch Englisch. Deswegen seht es mir nach, wenn meine Informationen in weniger eleganten Sätzen verpackt werden. Falls ihr etwas gar nicht versteht, fragt einfach nach, dann probiere ich es ein wenig umzuformulieren XD

Soweit mal wieder von mir…macht es gut!
Bis zum nächsten Eintrag =)

Eure Sarah

Dienstag, 20. September 2011

Bull Feast, Gandpati, Teacher’s Day und Mother Mary Feast…die Inders lieben es zu feiern


Nach 3 Wochen sind immer noch Reste
des Schmucks an den Bullen auszumachen


Am Sonntag den 28.8. wurde hier das „Bull-Feast“ gefeiert. An diesem Tag werden die Bullen, die hier den Großteil der Feldarbeit erledigen, genauso wie deren Besitzer geehrt. Die Bullen wurden mit Blumen und allerlei Puscheln geschmückt. Ihre Hörner wurden rot-orange angemalt und das Fell verschwand unter Ornamenten und Mustern in allen nur verfügbaren Farben. In der Stadt führten die Beisitzer ihre Bullen stolz durch die Straßen, begleitet von einem Trommelzug.
Auf dem Dorf wird der Besitzer nochmals spezieller geehrt. Alle Leute aus dem Dorf bringen ihm Köstlichkeiten zu essen und er muss an diesem Tag nicht arbeiten. Das übernehmen an diesem einen Tag  andere für ihn, da er sonst ja jeden Tag arbeiten muss.
Eine spezielle Köstlichkeit an diesem Tag heißt Puran Puri. Auch wir im Social Centre hatte das an diesem Tag. Es ist wie eine Art Chapati, gefüllt mit süßen Streuseln.
Eine halbe Woche später begann dann das 10-tägigie Fest zu Ehren des Gottes Ganesh (in Marathi Gandpati). Er ist zuständig für Bildung, Lehre und Wohlstand. Über die zehn Tage hinweg, vom 1.-11.9. wurde eine Bühne nach der anderen in der ganzen Stadt errichtet und die Besitzer der Bühnen haben sich mit möglichst großen und prachtvoll geschmückten Gandpati-Statuen versucht zu übertrumpfen. Dazu wurden die Straßen noch mit Lichterketten und Stoffgirlanden geschmückt. Unser Schmuck zur Fasnetszeit ist dagegen richtig popelig. Zu jeder Bühne gehört natürlich auch eine ordentliche Musikanlage, die zum Teil den Musikanlagen auf Festivals Konkurrenz machen könnte. Sobald es Nachmittag oder Abend ist wird aus den Musikanlagen rausgeholt, was geht. Zum Glück sind wir nicht direkt im Stadtzentrum und meist dringt nur das Wummern der Bässe durch die Nacht bis in mein Zimmer. Einmal habe ich mich mit Merlin zum Einkaufen in die Innenstadt gewagt. Da ging es vor den Bühnen zu wie auf einem Rockkonzert und das Unterhalten war quasi unmöglich.
Am ersten und letzten Tag ziehen dann noch Trommelzüge durch die Straßen, begleitet von einem Fahrzeug mit großer Musikanlage. Dazu werfen sie mit rotem Farbpulver um sich, tanzen und feuern Raketen oder Böller ab. Dieser Zug begleitet am letzten Tag dieser zehntägigen Feier aber auch noch die Gandpati-Statuen. Die die aus Lehm gefertigten Statuen werden, da das Fest zu Ende ist, von ihrer Bühne bis zum Fluss getragen und dort hineingeworfen. Es ist zwar ein Hinduistisches Fest, aber jeder, der Lust auf viele feiernde Menschen auf den Straßen hat, macht mit. Leider hatte von Social Centre keiner Lust mich zum Fluss zu begleiten und so kann ich euch nur von Bildern aus der Ferne berichten und habe dazu keine Fotos zu bieten.

Am 5.9. haben wir auch hier am Social Centre den Teacher’s Day gefeiert. Evangeline, die Mitarbeiterin am Social Centre, mit der ich meistens unterwegs bin und ich haben zusammen mit den Shcülern ein kleines Programm auf die Beine gestellt und Sandwiches für die ganzen Studenten und die Belegschaft gemacht. Alle Lehrer (also auch ich) mussten eine Öllampe zu Ehren von Mutter Theresa und Dr. … entzünden. Die werden an diesem Tag besonders geehrt, da sie unser aller Lehrer sind bzw. sein sollten. Dann durfte jeder Lehrer spontan noch ein paar Sätze zu seinen Erlebnissen am Social Centre und zum Teacher’s Day sagen und wir bekamen eine Rose und ein kleines Geschenk von den Schülern überreicht. Danach gab es dann unsere Sandwiches und natürlich Chaha. Die letzten 2 Schulstunden nach dem Programm war dann Unterricht.

Die Rohstoffe für unsere
Sandwiches
Das Programm am Teacher's Day
Aber eine Feier bleibt ja ungern alleine…wäre ja auch langweilig. Am Donnerstag, den 8.9. haben wir Marias Geburtstag gefeiert. Im Social Centre wurden die Maria-Statuen besonders geschmückt und die gesamte Staff und die Studenten haben gemeinsam ein Gebet zu Ehren von Maria vor der Statue im Garten gesprochen. Ich selbst war mit Fr. Jerome und Fr. Thomas in Shevgaon, ca. 1,5h zu fahren. Dort ist ein Schwesternorden, der ein Krankenhaus und eine Schule mit Internat betreut. Sie haben ein großes Fest gemacht und uns dazu eigeladen. Zuerst war Messe, danach eine kleine Tanzvorführung einiger Mädchen aus dem Internat. Natürlich gab es dann auch noch reichlich zu Essen und da Feast war, gab es auch Fleisch, was die meisten immer außerordentlich freut. Ich habe mich weiterhin glücklich über das Gemüse hergemacht. Dort in Shevgaon habe ich auch eine Freiwillige aus Bayern getroffen, Tabea. Gerade ist sie für ein paar Tage hier bei mir im Social Centre, um sich wie ich auf der Polizeistation registrieren zu lassen. Sie lebt dort in Shevgaon mit den Schwestern im Krankenhaus und wir dort für ein Jahr arbeiten. Mit ihr und einer Schwester habe ich eine Runde durch das Krankenhaus gedreht. Jeder Deutsche würde hier bezüglich Hygiene verzweifeln, wobei im Vergleich zu dem indischen Alltag war es dort sehr sauber und Müll- und Moskito-frei. Mir wurde wirklich alles gezeigt und so stand ich plötzlich im Kreissaal, wo drei Frauen grade erst ihr Kind bekommen haben und eine noch in den Wehen lag. Da musste ich erst mal schlucken. Dass, ich dann nur meine Schuhe tauschen musste, um in die Intensivstation zu gehen, hat mich dann auch nicht weiter verwundert.
Ein indischer Gebetstanz zu Ehren vom Mother Mary


Neben der ganzen Feierei habe ich auch meine ersten richtigen shopping-Abende genossen. Evangeline (Mitarbeiterin vom Social Centre und meine tägliche Quasselpartnerin), Merlin (Evangelines Schwester), Snehal (Merlins Freundin) und ich haben keine Köstlichkeit ausgelassen und uns von Vadapav (davon habe ich euch schon berichtet) über Pani Puri (Knusperkuglen gefüllt mit Tamarindenwasser und ner Art Maissuppe) bis hin zu Masala Dudh (Gewürz Milch) durchgefressen. Dazu haben wir noch einiges mehr erstanden. Ich kann mir jetzt mein Zimmer mit zwei Landkarten schmücken, mit Marathi-Anfängerbücher etwas mehr Wörter lesen und schreiben lernen und ich habe mir auch meine erste indische Kleidung gekauft…besser gesagt den Stoff dafür. Jetzt muss es nur noch genäht werden. Dann kann ich auch endlich mit den Mitarbeitern in die Dörfer gehen. In der Stadt ist es noch in Ordnung mit Jeans und T-shirt oder Kurtha (eine Art lange Bluse). Aber auf dem Dorf wird man mit dieser Kleidung nicht akzeptiert. Also muss ich mich da dann doch etwas mehr anpassen. Vielleicht sind Bunjabi und Saari am Ende dann auch so bequem, dass ich nichts anderes mehr tragen will. Ich werde euch auf jeden Fall davon berichten.
Macht es gut. Ich feiern hier ein bisschen für euch mit!

Eine abendliche Masala Dudh in Ahmednagar
Und ein großes Pardon an meine treuen lieben Blogleser. In den letzten Wochen war einiges hier los und habe nicht die Zeit und Ruhe gefunden, ordentlich zu berichten. Dafür habt ihr jetzt aber etwas mehr zu lesen. Freut mich aber, dass ihr auch jetzt (nach einem Monat) noch fleißig lest und euer Interesse unstillbar zu sein scheint. Danke!

Eure Sarah

Freitag, 26. August 2011

Mein momentaner „Alltag“ und der erste Besuch in der „City“


Meist erhebe ich mich gegen 7 aus meinen nächtlichen Gefilden und früstücke dann um 7.30 Uhr zusammen mit den Fathers, Brothers, manchmal auch Sisters oder Guests. Es gibt eigentlich schon immer zum Frühstück etwas gekochtes…meist Chapati mit irgendeinem Gemüse oder eine Art Rührei mit Zwiebeln und Tomaten. Alles natürlich mit ordentlich Masala (Gewürz) versehen. Es steht aber auch Jam (Marmelade) oder eine Art Käse aus der Dose zur Verfügung…kombinierbar mit Weißbrot oder Chapati. Sonntags machen wir uns immer unser Frühstück selbst. Da gibt es dann Spiegelei mit Toast…ach ja der Chaha (Schwarztee mit Milch und, auf indische Art, mit 10 Löffeln Zucker) darf natürlich zu keinem Frühstück fehlen.
Um 9 Uhr fängt dann der Unterricht an. Ich unterrichte gerade Englische Grammatik für das 3rd Year in der 1. Stunde. Danach habe ich bis zum Mittagessen um 13 Uhr Freizeit…noch =) Da erledige ich dann meine Schreibkram, bereite Programm oder Unterricht vor oder lese und beantworte Mails oder besuche sämtliche Staff Mitglieder und befrage sie zu ihren Projekten. Von 14-17 Uhr heißt es dann Mittagsschlaf machen oder weiterhin mit der Staff arbeiten…je nach Menge an Arbeit, die ich tun kann.
Von 16-17 Uhr muss ich die Mädels eigentlich beim Saubermachen beaufsichtigen…wobei die das selbstständig machen. Gegen 17 Uhr baue ich dann für gewöhnlich die Slackline auf…einige schaffen schon ein paar freie Schritte aneinander…das tägliche Training hilft oder wir spielen Volleyball oder sonst was…der auftrag heißt einfach nur Kopf abschalten und bewegen. Dazwischen rede ich immer wieder mit den Schülern, bringe ihnen Englisch bei und sie mir Marathi. Seit neuestem bringen sie mir sogar das Devanagari – Alphabet bei.
Ab 18 Uhr bin ich dann im Computerraum und bringe denen, die da sind und Interesse haben, Zehn-Finger-Schreiben bei oder wie man eine Power-Point-Präsentation erstellt etc. Um 19.30 Uhr treffen sich dann alle vor der beleuchteten Marienstatue und beten den Rosenkranz. So langsam kann ich wenigstens das „Gegrüßet seist du Maria“ auf Marathi mitsprechen.
Direkt danach gibt es Abendessen. Das besteht wie das Mittagessen aus Reis, Chapati oder Bakhar oder Paparl (die verschiedenen Arten von Fladen), Curry (Art Suppe mit etwas Gemüse und manchmal Fleisch drin) und verschiedenem gekochten Gemüse, z.B. Bohnen oder Blumenkohl.
Um 22 Uhr schicke ich dann die Mädels ins Bett. Davor unterhalte ich mich entweder noch eine runde mit ihnen, bereite den Unterricht vor, schreibe längere Mails oder Berichte. Die Yoga-Übungen und das Lesen haben sich dann nach 22 Uhr inzwischen zu einem festen Ritual eingerichtet.


Die Straßen von Ahmednagar
an einem Sonntagmittag...
hier die Haupteinkaufmöglickeit für Kleidung
Jeden Sonntag oder Feiertag (die hier echt oft sind, da jeder Hindugott seinen eigenen Tag bekommt) haben wir Holiday…also frei.
Letzten Sonntag haben mich die Mädels zuerst mit in die Marathi-Kirche genommen. Das war fast ein heimisches Gefühl, weil der Ablauf des Gottesdienstes ungefähr dem in Deutschland entspricht. Es ist eben alles nur auf Marathi =)
Später bin ich dann mit zwei Mädels und einem Jungen in die „City“ gegangen. Wir waren zuerst am „bus stand“, der Ort, an dem alle Busse der Region zusammenkommen. Dementsprechend herrscht dort auch immer Verkehrschaos. Danach sind wir ins „Zentrum“ gegangen, dort, wo sich ein Laden an den anderen reiht. Auch dort war eine Menge los, weil ja alle frei hatten. Es ist vergleichbar mit einem Rockkonzert verteilt auf enge Sträßchen mit vielen Rikschas, Autos und Motorrädern. In den Läden bekommt man so ziemlich alles. Es gibt Läden für Kosmetikartikel, Cremes und Medizin (fast wie ein Drogeriemarkt), es gibt Schuhläden, Saariläden, Bunjaabiläden, vereinzelt Läden mit westlicher Kleidung, Fotoläden, Elektroläden, Geschirrläden, Läden für tikis (der Punkt auf der Strin) und Mehandi con (Hennafarbe) und Haarspangen, für nur Bengali (Armreifen) und Stände nur für Ohrringe.
ein typischer indischer Schuhladen (diese größe hat fast jeder Laden)
Vereinzelt sieht man auch einen Buchladen…Die meisten Läden sind so aufgebaut wie ein Kiosk, so dass ich am Marathi sprechen zum Einkaufen kaum vorbei komm. Am Straßenrand (sofern Platz ist) stehen dann noch Essensstände. Dort haben wir, dann gegen Nachmittag Vadapav (Kartoffeln und etwas grünes Gemüse zu eine Kloß geformt und frittiert, dazu Weißbrot und grüne Chili…die ich aber ausgelassen habe) gegessen, was ein typisches Essen für Ahmednagar ist. Da es so heiß war, haben wir uns auch einen Lassi gegönnt. Hier besteht der aus Milch mit keine-Ahnung-was versehen und einer Kugel Eis.

Vadapav, Weißbrot und grüne Chili
So langsam bekomme ich etwas Orientierung und lerne mein Umfeld Stück für Stück kennen. Es war eine Fülle an Eindrücken, die mir für eine ganze Woche reichen. Aus deutscher Sicht voll, laut, bunt, kitschig…aber man gewöhnt sich daran eigentlich sehr schnell. Es gehört einfach zu Indien dazu. Es war mir auch eine willkommene und sehr schöne Abwechslung gegenüber dem Social Centre, was ich jeden Tag habe. 

Soweit von mir…und meinen Erlebnissen in Indien.

Eure Sarah

Donnerstag, 18. August 2011

Rakshabanden un Independence Day


Am 13.8. feierten alle hier Rakshabanden, ein Fest aus dem Hinduismus. Dabei bitten die Frauen die Männer um ihren Schutz und Beistand. Bei einer kleinen Zeremonie bemalen die Mädchen die Stirn des Jungen, drücken etwas Reis darauf, füttern ihm Zucker, umrunden das Gesicht mit einer Rupien-Münze und mit einer Kerze und binden schließlich ein Bändchen an den Arm des Jungen. Bei mir wurde eine Ausnahme gemacht…obwohl ich kein Junge bin, durfte ich an dem Ritual teilnehmen. In der ganzen Stadt hat man auch noch am nächsten Tag Männer und Jungen mit roter Farbe und Reis auf der Stirn, sowie bunt schillernden Armbändern gesehen. Vor allem in Familien (zwischen Schwester & Bruder bzw. Ehefrau & Ehemann) ist dieses Ritual von großer Bedeutung.
Shruti und ich beim Rikshabanden-Ritual
Zwei Tage darauf, am 15.8., wurde die Unabhängigkeit Indiens gefeiert. Es ist ein nationaler Feiertag, daher fand kein Unterricht statt. Einige Läden, sowie der Gemüsemarkt um die Ecke haben aber trotzdem geöffnet.
Im ganzen Land wurden die Flaggen gehisst…hört sich einfach an, wird aber durch ein Ritual aus dem Hinduismus begleitet. Wenn man im Hinduismus etwas Respekt zollt, wird ein Stein davor gelegt, der wird mit Wasser besprengt, mit rotem Farbpulver und Blumen bestreut und mit Räucherstäbchen eingeräuchert. Dann wird darauf noch eine Kokosnuss zerschlagen. Die Kokosnuss symbolisiert mit seinen zwei „Augen“ und einem „Mund“ die Männlichkeit. Das Zerschlagen auf dem Stein bedeutet nun, dass die Männlichkeit zerbricht und sich ganz dem Verehrten hingibt…in diesem Fall der Flagge. So wurde bei uns im Social Centre, sowie in ganz Indien vor dem Hissen der Flagge dieses Ritual abgehalten. Ich als Gast durfte Die Kokosnuss zerschlagen und die Flagge dann hissen…Das war eine große Ehre!
Das Theaterstück des 1st Year
Dann hat noch jede Collegestufe (Year 1-3) etwas vorgeführt…eine Rede, ein Lied und ein kurzes Theaterstück.

indische Kanbbereien


Danach saßen wir in der Conference Hall alle zusammen und haben süße und salzige Knabbereien genossen und natürlich Cha (Tee). Dort ging auch das Programm weiter…die meisten Sachen waren spontan, was egal war, weil es dabei nur um Spaß haben ging.




Chandbibi

Da wir ja einen Tag frei hatten, habe ich danach mit einigen Students einen großen Ausflug zum Chandbibi gewagt. Zu 16. In einer Rikscha…was ein Erlebnis! Chandbibi ist ein großer Turm auf einem Hügel vll. 15km außerhalb…dort hat einst die gleichnamige Königin Chandbibi und ihr Mann gelebt. Weil sie eine zu intelligente Frau war und den Männern Angst gemacht hat, wurde sie auch ermordet…soweit ich das verstanden habe.



Mir wird also nicht langweilig und ich befinde mich mitten im indischen Leben…was sehr laut und bunt und „crowded“ ist.
Soweit so gut…inzwischen unterrichte ich etwas Englische Grammatik, deswegen nicht wundern, wenn der nächste Eintrag etwas auf sich warten lässt ;)

Eure Sarah