Samstag, 3. März 2012

Weihnachten, Neujahr, Mumbai, Dorf, Familie...es war einiges los!


Es ist wirklich wahr! Ich bin noch am Leben und melde mich nun auch endlich mal wieder mit ein paar Neuigkeiten aus Ahmednagar. Genau genommen bin ich gerade hier nur auf Durchreise, weil meine Familie nun da ist und mich und das Land besucht. Von meinem Mentor, Fr. Jerome, habe ich ein wenig Urlaub bekommen und so werde ich die nächsten Wochen auch etwas mehr von dem Land sehen, in dem ich nun schon über 6 Monate lebe.

Nun aber wieder erst mal die ganzen Ereignisse der letzten 3 Monate für euch in lesbarer „Kurzform“:

Mit den 3rd Years auf dem Dorf
Am 2. Dezember Wochenende hat es sich für mich doch wirklich endlich mal ergeben für ein Wochenende mit unseren 3rd Year Students mit aufs Dorf zu gehen...Mittelalter meets Neuzeit…keine Klos dafür aber Handy und Fernseher überall. In kleinen Gruppen gehen die Studenten also  jeden Freitag und Samstag über ein Jahr immer in ein bestimmtes Dorf und leisten dort die Arbeit eines Social Workers…organisieren von Watershedprojects, gründen von Self Help Groups, Hygieneunterricht, Spiele und Benimmunterricht für die Kinder.
Es ging also am Freitagmorgen mit ein paar Chapati und frischer Kleidung im Gepäck mit meinen Students (Nita, Pallavi, Amol, Raj und Akash) im roten Bus über die gewohnt holprigen Straßen aufs Land. Nach einer Stunde hieß es aussteigen und die restlichen 2km bei sengender Hitze laufen. Einige habe sich auf dem Markt noch mit getrocknetem Fisch eingedeckt – ob zur Moskitoabwehr oder nur zu unserer Geruchsbelästigung war dabei nicht klar. Im Dorf konnten wir unser Gepäck in einem Raum abladen und haben unsere mitgebrachten Sachen verspeist.
Pallavi, Nita, ich, Amol und Raj am Ufer des Damms
Da am Nachmittag die Dorfbewohner auf den Feldern sind, gabs es für uns noch keine Arbeit und so haben wir uns entschlossen zu einem Damm ganz in der Nähe zu gehen…gut am Ende waren es doch 5km wieder durch die brennende Sonne und ausgetrocknete Felder, vorbei an vereinzelten Farmerhütten und großen Felsbrocken. Bald machten die Mädels in ihren Stöckelflipflops (die Neigung zu ungeschickten Schuhwerk scheint den Frauen allgemein angeboren zu sein XD) schlapp und durch die Jungs waren sich ihres Weges auch nicht so ganz sicher. Am Ende sind wir auf jeden Fall angekommen. Nach einer kurzen Wasserschlacht haben die Jungs sich um die Ecke verdrückt und sind schwimmen gegangen. Ich konnte mich dann auch nicht mehr halten und bin rein gegangen. Als die Jungs dann voller Freude angeschwommen kamen haben mich die am Rand stehenden Mädels panisch zu sich gerufen…ich völlig verwirrt natürlich aus dem Wasser gestiegen und als die Jungs dann wieder um die Ecke geschwommen sind, haben die Mädels  nur zu mir gemeint, ja jetzt darfst du wieder rein…ah ja XD Gut bin ich eben wieder rein und hab nochmal ein paar Runden gedreht. Ach so ja die Schwimmaktion fand natürlich in voller Bekleidung (Bunjabidress) statt. Auf dem Rückweg haben wir dann kurz an einer undichten Stelle eine Wasserleitung zur Bewässerung der Felder stopp gemacht um etwas zu trinken. Der ganze Ausflug war ja kürzer geplant und so hatten wir nichts zu Trinken mitgenommen. Auch ich hab es „riskiert“…die Hitze war einfach zu groß!...und verwunderlicher Weise habe ich es ohne Probleme überstanden =)
Meine "Gastfamilie": Hier die drei Kids mit Oma & Opa
Im Dorf schnell umziehen und los zum Chaha…natürlich haben wir unzählige Einladungen bekommen. Eine Weiße im Dorf…da muss man zu schlagen. Am frühen Abend haben sich dann die Kinder in der Dorfhalle versammelt und wir haben mit ihnen gespielt, aber auch etwas Unterricht zu Hygiene und Benehmen usw. gegeben. Danach gings für mich mit den Mädels zu „unserer“ Bauernfamilie, die mit 2 Bullen und 8 Kühen sehr wohlhabend sind. Die Jungs kamen bei einer anderen Familie unter. Dort haben wir kochen helfen und viel geredet…halb Marathi und ab und an auch ein wenige Englisch. Gegen 10 Uhr haben sich dann die Erwachsenen der SHGs in der Dorfhalle versammelt und wir sind wieder hingegangen, um mit ihnen ihre Arbeit und Probleme zu besprechen. Die Nacht habe ich dann in einem hellerleuchteten Raum mit einer Mauschi, 3 Kindern und uns 3 Mädels verbracht, wobei die Mauschi den gesamten indischen Urwald abgeholzt hat und ich erst beim Stromausfall einschlafen konnte. Der nächste Morgen begann dann mit dem „Klogang“ was auf den meisten Dörfern, so auch hier, bedeutet sich mit einer Blechbüchse voll Wasser ins Gebüsch zu verdrücken…eine spannende Erfahrung kann ich dazu nur sagen.
Danach ging es quer durchs Dorf, um unsere HIV-Aufklärungs-Flyer zu verteilen und die einzelnen Familien zu besuchen. Dort gabs dann natürlich auch wieder eine Chaha nach dem anderen. Zum Abschluss gabs das obligatorische „Fotoshooting“ mit der ganzen Gastfamilie und ein leckeres Mittagessen. Dann gings auch schon die 2km zurück zur Bushaltestelle begleitet durch Amols Handydisko und holperdidolper zurück nach Nagar. Das war ein Wochenende und ein Erlebnis, was ich wohl niemals vergessen werde!

Plätzchen & ein Ausflug nach Paithan
Eines unserer vielen erfolgreich produzierten
Plätzchenbleche =)
Ein Wochenende nach meiner Dorferfahrung bin ich mal wieder nach Shevgaon zu Tabea und Christina (arbeiten beide dort bei den Schwestern im Krankenhaus) gefahren. Unsere Mission Plätzchen für 16 gefräßige Sisters und meine 3 noch gefräßigeren Fathers herzustellen…und für uns musste es natürlich auch noch reichen. Es ging wie gewohnt 2h mit dem Bus dorthin…ich schwer mit Backutensilien, Ausstecherle und sonstigem Geramsche  bepackt zwischen Mauschi und Baba eingequetscht…Indien =)
Die Sisters haben mich wie immer sehr herzlich empfangen und mit Tabea und Christian habe ich mich direkt in die Abstellkammer verzogen, um unsere Kiloschweren Rohstoffe zu Plätzchenteigen zu verarbeiten. Nachts um halb 2 hatten wir dann in dem Miniofen wirklich 4 Dosen wohlduftende und -schmeckende Plätzchen fabriziert. Der Geschmack wurde von vorbeischleichenden Sisters immer wieder strengstens überprüft.
Christina und ich am Damm in Paithan...ja wir haben
unseren Müll eingepackt und im Mülleimer entsorgt
Am nächsten Tag haben wir uns eine Pause gegönnt und einen Ausflug ins nahe gelegene Paithan, was für seine Seidensaaris und den großen Damm sowie einem Garten mit einer Licht-Wasser-Show und einem Puppentheater bekannt ist. All das haben wir uns auch angeschaut und wobei wir das spektakulärste unser Picknick neben einer Bananenplantage fanden. Die Attraktionen waren für uns irgendwie weniger spektakulär. Abends sind wir  dann mit dem Bus zurückgefahren, wobei ich über unseren Nationalhelden Hitler ausgefragt wurde…manchmal kann man einfach nur den Kopf schüttel und wenigstens versuchen sein Gegenüber aufzuklären…und wir feststellen mussten, dass die Stimmung mit dem Sonnuntergang wirklich verdammt schnell umschlägt.
Der Tag darauf stand wieder ganz im Sinne des Backens…dieses Mal Kokosmakronen, die am Ende leider einen unerklärlichen Schinkengeschmack hatten, und Vanillekipferl. Wieder wurde die „verbrannten“ gerne probiert. Zu ihrem Leidwesen, hatte Christina den Ofen wirklich schon gut im Griff und es kam nur noch selten zu „Unfällen“ =)
Ich musste den Sisters noch versprechen, dass ich an Heilig Abend bei ihnen mit Fr. Jerome vorbeikommen und so gings für mich dann nachmittags mit dem Bus nach Hause. Diese Mal voll beladen mit frisch gebackenen Plätzchen, die natürlich nicht die Woche bis Weihnachten überstanden haben…aber besser so, wie dass man sie nach Neujahr immer noch mit verzogenen Gesichtern runter würgt. E lässt sich also als arbeitsreiches aber durchaus erfolgreiches Wochenende abhaken.

Weihnachten: Feiern und dekorieren ohne Ende
Das Weihnachtsrangoli am Eingang des Social Centre
Bei Weihnachten fange ich am besten mal mit den Vorbereitungen und Festen im Vorab an. Die College-Kapelle, in die ich sonntags immer gehe, hat genau wie das College über Weihnachten zu gemacht. So gab es an einem Wochenende eine Pre-Christmas-Celebration mit allem drum und dran (Deko, Musik, Weihnachtsbaum, Wichteln usw.) vom NCF (einer Gruppe, die die Kapelle nutzt) und eine Woche später von der gesamten Kapelle und den Gruppen, die darin ihren Gottesdienst abhalten. Evangeline hat mich dann in der dritten Woche noch in die Feiern von allen evangelischen Kirchen aus Ahmednagar geschleift und so hatte ich vor Weihnachten selber bereits 3mal Weihnachten gefeiert. Das ist typisch für Indien…Vorfeiern…auch Geburtstage werde häufig vorgefeiert, aber niemals nachgefeiert.
Aber nicht nur die vielen Gottesdienste haben mich zu der Zeit beschäftigt gehalten.
Um etwas deutsche Weihnachtsstimmung neben der Plätzchen aufkommen zu lassen, habe ich aus allen möglichen und unmöglichen Blättern von Bäumen und Sträuchern einen Adventskranz gebunden. Zuerst war er bei uns im Essensraum. Er durfte aber in die Kapelle umziehen, nachdem der dortige Plastikadventskranz in Flammen aufgegangen war.





Die Weihnachtssterne der Craftsworhour
Das englische Skit: Moses auf einer etwas anderen Reise
Unsere Weihnachtsfeier musste natürlich auch vorbereitet werden. Ich war verantwortlich für die Deko, die ich zum Glück rechtzeitig in der Craftsworkhour begonnen habe, ein Skit und einige Englische Weihnachtslieder. Die Sterne sind alle rechtszeitig unter viel Begeisterung der Mädels fertig geworden. Wer von den Sternen nicht begeistert war, durfte Knüpfen versuchen, womit wirklich jeder zufrieden gestellt war. Auch die Proben für die englischen Weihnachtslieder liefen nach Plan und gut. Merlin, die uns spontan mit der Gitarre begleiten wollte, konnten wir leider nicht mehr einbauen, da die Mädels nach vielen Proben zwar einigermaßen einstimmig und schön singen konnten, aber sich dabei nicht nach Grundtönen oder gar nach einer Gitarre richten konnten. So war es eben akapella, aber dafür gut =) Nur das Skit bereitete mir Bauchschmerzen. Texte, Einsätze und Gesten wollten sich einfach nicht einbrennen…unsere Proben liefen meist mit Zetteln und vielen fragenden Blicken ab…wenn überhaupt mal alle da waren. Für die Aufführung haben wir dann letztendlich mit Spickzetteln gearbeitet, was das Skit trotzdem noch um gut die Hälfte gekürzt hat. Aber die Improvisation der Students war erstaunlich gut! Auf Textpassagen an der falschen Stelle sind sie drauf eingestiegen und auch kleiner Pausen konnten sie recht souverän überbrücken. Den Zuschauern hat es trotz allem gefallen und das ist ja die Hauptsache.
Klein aber fein...hauptsache Weihnachtsbaum!
Das Social Centre im weihnachtlichen Gaknz
Die Krippe durfte natürlich auch nicht fehlen
Neben den Proben haben wir 3 Tage lang durch dekoriert. ALLES wurde von bunten, zusammengeklebten Krepppapierstreifen eingehüllt. Dazu noch Glitzersterne, Fähnchen unsere bunten Papiersterne, Glitzerschlangen, Weihnachtskugeln und noch vieles mehr…Grenzen gab es nicht. Je mehr desto besser! Wir hatten sogar einen kleinen Plastikweihnachtsbaum, den ich schmücken durfte…unter den scharfen Augen der Students allerdings, wodurch auch er am Ende reichlich überladen wirkte. In der Öffentlichkeit fand man dagegen fand man kaum Deko und Weihnachtskram. Ab und an einen erleuchteten Stern über einem Haus einer christlichen Familie, aber ansonsten sah alles aus wie immer…es ist eben ein Land in dem der Hinduismus überwiegt.
Da für unsere Staff und die Students ab dem 24. frei war, haben wir am 23. abends eine Weihnachtsfeiern mit großem Programm auf die Beine gestellt. Es war wie immer von unzähligen Tänzen, Skits und „Comedy“ Auftritten geprägt. Mein Einsatz dabei waren die Englischen Weihnachtslieder, die immer wieder als Programmauflockerung eingefügt wurden, das Skit, das von de Students aber stark verkürzt und verstümmelt wurde…nun ja sie haben sich zumindest bemüht =) Ich selbst habe zusammen mit unserer Englischlehrerin Watichila und ihrem Mann auch noch ein Weihnachtslied vorgetragen. Am meisten besonders an dem Programm  war, dass es (außer dem Weihnachtsgruß von Fr. Jerome) keine Reden gab…sehr angenehm! Nach dem Programm gab es sowohl für Staff und Students Kalender und für die Staff noch Timer als Geschenke. Danach wurde noch indisch auf indische Musik getantzt…man muss es selbst erlebt und gesehen haben…der indische Tanzstil ist zwar wirklich sehr prägnant aber nicht genauer beschreibar.
Nach der Weihnachtsfeier haben die Students uns zu sich zum Essen eingeladen. Es wurde sehr spät, war aber wirklich schön, mal gemeinsam bei ihnen auf dem Boden zu sitzen, zu essen, zu plaudern und zu lachen. Danach ging es noch ans Wichteln…dir Hostel-Students, die Fathers und ich haben die Geschenke im Raum verteilt und jeder musste seines suchen gehen. Dann wurden auch die Süßigkeiten, die unsere Küchen-Mauschi schon seit Wochen zubereitet hat, abgepackt an dies Students verteilt. Am nächsten Morgen sind dann alle nach Hause abgehauen.
Die Fathers und ich haben uns mit weiteren Süßigkeiten Tellern auf die Reise quer durch Nagar gemacht und jeder katholischen Einrichtung oder Gemeinde einen Besuch abgestattet und schöne Weihnachtsgrüße ausgerichtet.
Am Abend des 24. war ich zusammen mit Fr. Jerome bei der Gemeinde in Shevgaon. Er wurde vond en Fathers dort zu Messe eingeladen und ich konnte so Tabea und Christina am Heilig Abend besuchen und etwas deutsche Gesellschaft war mir auf jeden Fall recht. Vor der Messe bin ich mit den Sisters, den Angestellten, des Krankenhauses, vielen Angehörigen und den zwei Mädels quer durchs Krankenhaus gezogen, wobei einige immer wieder die gleichen Lieder gespielt, dazu gesungen und getanzt haben. Beim Tanzen habe ich mich vornehm zurückgenommen…es waren einfach zu viele gaffende Inder anwesend. Danach ein recht normales Abendessen und dann wurden die Geschenke verteilt. Zuerst an die Nurses, dann an uns und die Sisters. Ich musste dann noch zügig meinen Saari bügeln, mich schnell in Schale schmeißen und hatte geradenoch Zeit um kurz mit meiner Familie zu telefonieren. Um halb 12 ging es dann in die Messe…ja die Mitternachtsmesse ist hier WIRKLICH eine Mitternachtsmesse. 2h Marathimesse…die meisten Sisters haben irgendwann die Augendeckeln von innen angeschaut…mir war es so direkt an der Türe und im Saari bei geschätzten 10 Grad einfach nur abartig kalt. Nach der Messe wurden mir dann die Hände geschüttelt, was das Zeug hält und es gab bei den Fathers im Haus einen Kaffee. Bei den Sisters haben wir sie dann noch dazu gebracht unsere deutschen Plätzchen raus zu rücken und so saßen wir noch 2h zusammen, haben fröhlich Schokoladenbrot gegessen und geredet. Das war mein Heilig Abend.
Am nächsten Tag gings dann nach dem Mittagessen noch über eine andere Gemeinde zurück nach Nagar.
Am Abend des 25. fand dann das Weihnachtsfest der Community (also derer, die immer im Social Centre Leben, was sich auf Fr. Jerome, Fr. Ramesh, Br. Sameer und mich belief) statt. Es gab etwas mehr Fleisch als sonst…das war mir entschieden zu normal. Also habe ich kurzer Hand den ausgebrauchten Adventskranz aus der Kapelle geholt und noch einige Kerzen mehr auf dem Tisch verteilt und gefaltete Servietten auf die Teller gelegt. Es hat ausgereicht um komplett in Kerzenschein zu essen und so kam auch endlich bei mir etwas weihnachtliche Stimmung auf.

Mumbai & Neujahr
Zeit zum ausschnaufen gab es nicht. Eine unserer Mitarbeiterinnen (Manda) wollte mich mit nach Mumbai zu ihrem Ehemann und ihrem Sohn nehmen und auch eine Hochzeit stand auf dem Programm. Am 26. ging es nachmittags von Nagar aus los. 8h Busfahrt stand uns bevor, die ich die gesamte Zeit redend mit Mandas Sohn verbracht habe. In Mumbai wurde ich sehr herzlich von ihrer Familie und ihren Verwandten in einer kleinen Wohnung im Stadtteil Chembur begrüßt. Abends habe ich mit dem Sohn immer kleiner Spritztouren auf dem Motorrad unternommen und durfte auch mal selbst probieren zu fahren…am Straßenrand…der Rekord 10m =) Einen Tag haben sie mich nach Colaba (das Touristenviertel mit den meisten Sehenswürdigkeiten) mitgenommen ja und am anderen waren wir auf der Hochzeit. Die Hochzeit war christlich und so modern wie bei uns. Also nichts allzu besonderes außer einer weiteren Tanzeinlage im indischen Stil =)
Am 30. habe ich mich in Mumbai mit 5 anderen Deutschen getroffen (Tabea und Christina aus Shevgaon, Johannes – Freiwilliger aus Nagpur, dessen Cousin Matze und dessen Kumpel Michael – Zimmermänner auf der Walz). Wir waren in einem kleinen Hotel in Colaba untergebracht und haben uns am ersten Tag die Elephanta Caves angeschaut, wobei man überwiegend leere Steinhöhlen und Kanonen auf einem Berg, sowie Affen betrachten konnte.
Die "Mumbai"-Truppe versammelt auf einer der Kanonen =)
Abends ging es an den Strand, wobei man von geschäftstüchtigen Indern belagert wurde und an schwimmen war bei dem auch für die Nacht etwas zu dunklen Wasser gar nicht erst zu denken. Der Tag darauf verlief für mich wegen einer ordentlichen Magenverstimmung eher weniger ideal und ich musste mich mit dem Hotelzimmer zufrieden geben. Die anderen haben die Gegend unsicher gemacht. Zum Neujahr habe ich mich dann doch auf die Straße getraut. Um die Ecke befand sich das Gateway of India…dort wollte wir hin. Leider sind wir nicht alleine auf diese Idee gekommen und so fanden wir uns in einer Menschenmasse wieder, die alle nur ein Ziel hatte. Bauzäune und prügelndes Militär am Straßenrand schien sie nicht zu stören…mich aber. So haben wir die Aktion abgeblasen und uns eben an irgendeiner Straßenecke ein frohes neues Jahr gewünscht. Alle Lokale und Bars in der Nähe waren hoffnungslos überfüllt und so lief es auf eine Zimmerparty hinaus, was angesichts der betrunkenen Inder vor der Türe nicht das schlechteste war.
Am 1.1. war es auch schon wieder vorbei mit Mumbai und wir sind am Nachmittag 8h mit dem Bus nach Nagar zurückgefahren. Joh, Matze und Michael sind noch mit in mein Projekt gekommen. Christina und Tabea gingen ab nach Hause zu ihren Sisters.

Die Zimmermänner in Ashakiran – Projekt Hühnerstall
Den 3 Jungs habe ich die Tage darauf ein wenig mein Projekt vorgestellt und Nagar gezeigt. Wir haben es sogar bis zum Panzermuseum, das ich selbst auch noch nicht gesehen hatte, geschafft. Joh ging dann zurück nach Nagpur in sein Projekt. Die Zimmermänner haben verlängert. Sie sind insgesamt 6 Wochen geblieben um in Ashakiran, unserem Aidswaisen-Projekt, einen Hühnerstall zu bauen.
...und der fertig gemauerte Hühnerstall.
Der fast vollendete Spielplatz...
Aus Holz wurde am Ende zwar doch ein Backsteingemäuer, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Auch den neuen Spielplatz haben sie komplett ummauert, geebnet und die Spielgeräte Kindersicher einbetoniert. 2 Wochenenden habe ich auch bei ihnen vorbei geschaut und ihnen beim Mauern geholfen und auch nach den 3 Kids dort geschaut. War ein riesen Spaß…vor allem die Kommunikation der beiden mit den Leuten dort. Es belief sich irgendwo zwischen Marathi aus dem Buch abgelesen, was keiner verstand und Englisch, so viel eben beide Seiten konnten. Die Materialliste wurde auf jeden Fall aufgemalt.
Die Zimmermänner sind inzwischen weitergezogen und ist der Hühnerstall bis auf das Dach, das der Metallbauer machen soll, fertig und wartet auf Bewohner.
Matze und Michael ordentlich in Kluft bei Abschiedsfoto von Ahsakiran

Mal wieder ein Hindufest: Sankrant
Ihr werdet euch schon gewundert haben, wo denn die ganzen Feste hin sind. Keine Sorge hier kommt mal wieder eines…es heißt Sankrant und wurde am 15.1. gefeiert. Es ist ursprünglich so eine Art Erntedankfest im Hinduismus, wird aber inzwischen hauptsächlich zu Ehren der Jungs gefeiert. Die Älteren geben an diesem Tag den Jüngeren immer eine Handvoll Zuckerbällchen, genannt Tilgul. Dazu sagen sie: „Tilgul geha aani godh godh bola!“ Was so viel heißt wie: „Nimm Tilgul und spreche süß (im Sinne von gut)“. Es wird auch gesagt, dass das, was man an Sankrant tut oder sagt, ein Jahr lang anhält…an diesem Tag sollt man sich also benehmen, sonst benimmt man sich ein Jahr lang nur daneben XD
Auf unserer Dachterrasse ging es rund...jeder wollte
den Drachen zum Steigen bringen =)

Außer Tilgul lassen die ganzen „Kinder“ noch ihre Papierdrachen steigen. Sie bestehen wirklich nur aus ein paar Holzstäbchen und einem Papierquadrat, sowie einer Schnur. Auf den ganzen Dachterrassen in A’nagar waren junge Leute zu sehen, die ihre Drachen steigen ließen und dabei versuchten nicht von den anderen Drachenschnüren gekappt zu werden. Ein bisschen kam ich mir vor wie bei Drachenläufer…der Himmel war übersät von Drachen. Auch unsere Students waren mit Feuereifer den ganzen Tag auf dem Dach mit ihren Drachen. Ständig musste einer laufen, um Drachennachschub auf der Straße zu kaufen. Es war ein riesen Spaß…auch wenn ich einfach unfähig war, auf der kleinen Dachterrasse einen Drachen zum Steigen zu bringen.

Die Reise nach Südindien: Chennai & Trichy
Wir vor einer der vielen Kirchen in Vellanconni
3 Tage nach dem Sankrant Fest heiß es für mich auch schon wieder Koffer packen…meine erste Reise in den Süden Indiens stand an. Zuerst musste ich mit dem Bus von Nagar nach Pune, von Pune ging es 25h im Zug quer durch Indien nach Chennai. Von dort nochmals 6h mit dem Zug nach Trichy, wo unser Zwischenseminar mit insgesamt 18 Freiwilligen, meist aus dem Süden Indiens, stattfand. Auf meiner Reise habe ich in Chennai einen Tag Zwischenstopp eingelegt und zwei Freiwillige, Daniel und Julia, die auf das gleiche Seminar mussten wie ich, in ihrem Projekt besucht. Sie arbeiten in einem Heim für Jungs und halbtags noch in unterschiedlichen Slums. Es war wirklich eindrücklich und toll.
Der Tempel in Thanjavur
Auf dem Seminar war es natürlich toll, so viele Deutsche auf einem Haufen zu erleben, sich austauschen zu können, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf Indien, die Kulturen, die Einsatzstellen usw. feststellen zu können. Wir haben nochmals viele Informationen zum Thema Globalisierung in Indien, Frauen in Indien, Jugend in Indien und dem Kastensystem bekommen. Außerdem haben wir unsere bisherige Zeit im Projekt reflektiert, einen Ausflug nach Thanjavur zu einem berühmten Tempel und nach Vellanconni, das Lourdes von Indien, gemacht. Am deutschen Abend konnte ich meine Spätzlesschab-Künste unter Beweis stellen und mit ein paar deutschen Liedern konnten wir auch in der Kirchengemeinde neben an am Sonntag Punkten.
Nach dem Seminar habe ich Nochmals einen Zwischenstopp in Chennai eigelegt, dieses Mal für 2 Tage. Wir haben dort Freunde von Julia und Daniel besucht. Deshalb waren wir davor mit Gitarre in der Mall unterwegs, was Julia und ich natürlich zu unserem Vorteil nutzten und uns immer einen großen Rabatt im Gegenzug zu einem Lied einhandelten. An so ein Einkaufen könnte ich mich beinahe gewöhnen. Es hat richtig Spaß gemacht.
Die gesamte Truppe sonntags nach dem Gottesdienst
Die Zugfahrt zurück nach Pune war dann wieder weniger spaßig. Alleine als weiße Frau wird man irgendwie besonders gerne angestiert. Nun gut, ich hab die meiste Zeit schlafend verbracht und so von den Blicken nicht viel mitbekommen. Wieder zu Hause war ich froh über die guten Chapati und die verschiedenen Gemüsesorten. Das Essen in Südindien ist zwar lecker, aber nach 2 Wochen hängen einem Dosai, Parotta, Puri, Idly, Samba und Coconutchuntney einfach zum Hals raus und man sehn sich wieder nach mehr Abwechslung =)

Nun noch schnell zu meiner Arbeit:
Bevor ich mit meiner Familie losgezogen bin, habe ich meinen Unterrichtsstoff mit den 3rd Years beendet. Während meine Abwesenheit wird eine andere Lehrerin für mich kleinere test durch führen und nach meine Urlaub geht es ans Wiederholen für die bevorstehenden Prüfungen.
Ich habe mich auch nochmals an den Computerunterricht von Anfang des Jahrs gewagt. Dieses Mal aber als eine Art AG mit Namenslisten und etwas mehr Verbindlichkeit. Es gibt einen Kurs in dem sie die Grunddinge über den Computer und einige Programme erfahren und es gibt einen Kurs für Zehnfingerschreiben. Bisher wurde es sehr gut angenommen und sie zeigen sich wirklich motiviert, etwas zu lernen. Während ich weg bin, wird Uma, eine Mitarbeiterin und Lehrerin, den Unterricht einmal die Woche übernehmen…die restliche Zeit müssen die Schüler selbstständig üben.
Der Handarbeitsunterricht findet nicht mehr statt, da kaum noch Interesse bestand und die Materialien auch auf Dauer zu teuer wurden. Außerdem hat sich niemand bereit erklärt, es während meiner Abwesenheit weiter zu führen.
Genauso ist nach unserem 1. Mal Fußballspielen der Ball wie von Geisterhand durch unseren Wachmann entschwunden und ward nicht mehr gesehen. Daher sind auch die Aktivitäten wie Fußball und Volleyball weggefallen. Sehr schade, aber durch den Computerunterricht 4mal die Woche, blieb sowieso nicht mehr allzu viel Zeit, um zum Fußballspielen loszuziehen.

Das wars malwieder von mir…ich bin jetzt mit meiner Familie noch 4 Wochen quer durch Indien unterwegs und werde versuchen auch die Highlights meiner Reise mit euch zu teilen…das hängt von der Zeit und dem Internetzugang, den ich unterwegs habe, ab.
Tut mir leid, dass ich noch keine Bilder von Weinachten hochladen konnte. Ich war sehr beschäftigt und habe wirklich vergessen dabei zu fotografieren. Aber ich versuche noch ein paar Bilder zumindest von der Deko in unserem Haus zu organisieren, dass ihr eine grobe Vorstellung bekommt. Ihr in Deutschland friert euch keine Zehen ab! Hoffe bei euch fängt auch bald der Sommer an so wie bei mir (inzwischen täglich mindestens 35 Grad).

Freu mich von euch zu hören =)
Eure Sarah