Freitag, 26. August 2011

Mein momentaner „Alltag“ und der erste Besuch in der „City“


Meist erhebe ich mich gegen 7 aus meinen nächtlichen Gefilden und früstücke dann um 7.30 Uhr zusammen mit den Fathers, Brothers, manchmal auch Sisters oder Guests. Es gibt eigentlich schon immer zum Frühstück etwas gekochtes…meist Chapati mit irgendeinem Gemüse oder eine Art Rührei mit Zwiebeln und Tomaten. Alles natürlich mit ordentlich Masala (Gewürz) versehen. Es steht aber auch Jam (Marmelade) oder eine Art Käse aus der Dose zur Verfügung…kombinierbar mit Weißbrot oder Chapati. Sonntags machen wir uns immer unser Frühstück selbst. Da gibt es dann Spiegelei mit Toast…ach ja der Chaha (Schwarztee mit Milch und, auf indische Art, mit 10 Löffeln Zucker) darf natürlich zu keinem Frühstück fehlen.
Um 9 Uhr fängt dann der Unterricht an. Ich unterrichte gerade Englische Grammatik für das 3rd Year in der 1. Stunde. Danach habe ich bis zum Mittagessen um 13 Uhr Freizeit…noch =) Da erledige ich dann meine Schreibkram, bereite Programm oder Unterricht vor oder lese und beantworte Mails oder besuche sämtliche Staff Mitglieder und befrage sie zu ihren Projekten. Von 14-17 Uhr heißt es dann Mittagsschlaf machen oder weiterhin mit der Staff arbeiten…je nach Menge an Arbeit, die ich tun kann.
Von 16-17 Uhr muss ich die Mädels eigentlich beim Saubermachen beaufsichtigen…wobei die das selbstständig machen. Gegen 17 Uhr baue ich dann für gewöhnlich die Slackline auf…einige schaffen schon ein paar freie Schritte aneinander…das tägliche Training hilft oder wir spielen Volleyball oder sonst was…der auftrag heißt einfach nur Kopf abschalten und bewegen. Dazwischen rede ich immer wieder mit den Schülern, bringe ihnen Englisch bei und sie mir Marathi. Seit neuestem bringen sie mir sogar das Devanagari – Alphabet bei.
Ab 18 Uhr bin ich dann im Computerraum und bringe denen, die da sind und Interesse haben, Zehn-Finger-Schreiben bei oder wie man eine Power-Point-Präsentation erstellt etc. Um 19.30 Uhr treffen sich dann alle vor der beleuchteten Marienstatue und beten den Rosenkranz. So langsam kann ich wenigstens das „Gegrüßet seist du Maria“ auf Marathi mitsprechen.
Direkt danach gibt es Abendessen. Das besteht wie das Mittagessen aus Reis, Chapati oder Bakhar oder Paparl (die verschiedenen Arten von Fladen), Curry (Art Suppe mit etwas Gemüse und manchmal Fleisch drin) und verschiedenem gekochten Gemüse, z.B. Bohnen oder Blumenkohl.
Um 22 Uhr schicke ich dann die Mädels ins Bett. Davor unterhalte ich mich entweder noch eine runde mit ihnen, bereite den Unterricht vor, schreibe längere Mails oder Berichte. Die Yoga-Übungen und das Lesen haben sich dann nach 22 Uhr inzwischen zu einem festen Ritual eingerichtet.


Die Straßen von Ahmednagar
an einem Sonntagmittag...
hier die Haupteinkaufmöglickeit für Kleidung
Jeden Sonntag oder Feiertag (die hier echt oft sind, da jeder Hindugott seinen eigenen Tag bekommt) haben wir Holiday…also frei.
Letzten Sonntag haben mich die Mädels zuerst mit in die Marathi-Kirche genommen. Das war fast ein heimisches Gefühl, weil der Ablauf des Gottesdienstes ungefähr dem in Deutschland entspricht. Es ist eben alles nur auf Marathi =)
Später bin ich dann mit zwei Mädels und einem Jungen in die „City“ gegangen. Wir waren zuerst am „bus stand“, der Ort, an dem alle Busse der Region zusammenkommen. Dementsprechend herrscht dort auch immer Verkehrschaos. Danach sind wir ins „Zentrum“ gegangen, dort, wo sich ein Laden an den anderen reiht. Auch dort war eine Menge los, weil ja alle frei hatten. Es ist vergleichbar mit einem Rockkonzert verteilt auf enge Sträßchen mit vielen Rikschas, Autos und Motorrädern. In den Läden bekommt man so ziemlich alles. Es gibt Läden für Kosmetikartikel, Cremes und Medizin (fast wie ein Drogeriemarkt), es gibt Schuhläden, Saariläden, Bunjaabiläden, vereinzelt Läden mit westlicher Kleidung, Fotoläden, Elektroläden, Geschirrläden, Läden für tikis (der Punkt auf der Strin) und Mehandi con (Hennafarbe) und Haarspangen, für nur Bengali (Armreifen) und Stände nur für Ohrringe.
ein typischer indischer Schuhladen (diese größe hat fast jeder Laden)
Vereinzelt sieht man auch einen Buchladen…Die meisten Läden sind so aufgebaut wie ein Kiosk, so dass ich am Marathi sprechen zum Einkaufen kaum vorbei komm. Am Straßenrand (sofern Platz ist) stehen dann noch Essensstände. Dort haben wir, dann gegen Nachmittag Vadapav (Kartoffeln und etwas grünes Gemüse zu eine Kloß geformt und frittiert, dazu Weißbrot und grüne Chili…die ich aber ausgelassen habe) gegessen, was ein typisches Essen für Ahmednagar ist. Da es so heiß war, haben wir uns auch einen Lassi gegönnt. Hier besteht der aus Milch mit keine-Ahnung-was versehen und einer Kugel Eis.

Vadapav, Weißbrot und grüne Chili
So langsam bekomme ich etwas Orientierung und lerne mein Umfeld Stück für Stück kennen. Es war eine Fülle an Eindrücken, die mir für eine ganze Woche reichen. Aus deutscher Sicht voll, laut, bunt, kitschig…aber man gewöhnt sich daran eigentlich sehr schnell. Es gehört einfach zu Indien dazu. Es war mir auch eine willkommene und sehr schöne Abwechslung gegenüber dem Social Centre, was ich jeden Tag habe. 

Soweit von mir…und meinen Erlebnissen in Indien.

Eure Sarah

2 Kommentare:

  1. Hallo Sarah,


    herzlichen Dank für deine interessanten Einblicke. Wir freuen uns jedes Mal, wenn du wieder was neues gepostet hast.
    Hihi, das bunte, hektische Treiben erinnert mich auch stets an Bali, nicht wahr, Degumutter?
    Das hält man mal eine kurze Weile aus, aber nicht wirklich...
    Und wie findest du das Essen dort? Irgendeine Ähnlichkeit mit dem Inder hier in Tübingen? Ne, bestimmt nicht?
    Oder fehlen dir schon deine Laugenweckle oder Kässpätzle?

    Liebste Grüße aus dem fernen Gäu schickt dir Karin + Bodo

    AntwortenLöschen
  2. Hi Sarah! Also doch Bollywood? Bunt, kitschig und laut? Scharf... wie grüne Chili...
    jaja, Rosenblättchen, das ist sowas wie Bali auf indisch, was das quietschbunte und lebhabfte Treiben betrifft.
    Dir liebe Sarah vielen Dank für deinen ausführlichen und absolut nachvollziehbaren Bericht!
    Bis zum nächsten Mal! Beste Grüße aus der wieder abgekühlten Heimat

    AntwortenLöschen