Dienstag, 3. April 2012

Familie Schabert in Indien...

Inzwischen bin ich wieder in Ahmednagar am Arbeiten und meine Familie zurück in Deutschland. Unsere Reise war ein voller Erfolg. Wir haben viel gesehen und Erlebt. Die Highlights dieser Reise will ich natürlich auch euch nicht vorenthalten.

Alles begann in Mumbai am 18. Februar…3 käsebleiche Menschen kamen mir entgegen und wussten nicht wo ihnen der Kopf steht…Verkehrschaos, Lärm, Zeitumstellung, Smok, Hitze…die -20°C wurden kurzerhand von 30°C abgelöst. Willkommen im indischen Leben! Mumbai als geschätzte 20 Millionen Stadt ist natürlich nicht der sanfteste Einstieg…unsere 3 Tage waren voll von Sightseeing und eben im indischen Leben sich zurecht finden. Tausend Eindrücke überfluten einen in den ersten Tagen, die alle gespeichert und verarbeitet werden müssen. In Mumbai war für mich am Spannendesten die riesen Wäscherei…kreuz und quer spannen sich hier die Wäscheleinen, unter denen Familien in ihren Waschabteilen die Wäsche von Krankenhäusern und den entlegensten Ecken Mumbais schlagen, schrubben, schleudern, spülen, soweit das Auge reicht. Gibt man seine Wäsche in Mumbai zum Waschen landet sie hier…die große Frage, wie die Wäsche dann wieder sauber und gebügelt beim richtigen Besitzer landet, konnte uns keiner verraten und wird wohl immer ein Logistisches Geheimnis dieser überdimensionalen Wäscherei bleiben.

Nach Mumbai habe ich dann alle eingepackt und zu mir nach Ahmednagar gebracht. Dort ging es etwas ruhiger zu…ein Tagesausflug nach Aurangabad zu den berühmten Ellora Caves, ein wenig einkaufen und Sightseeing in Ahmednagar und Father Jerome nahm sich auch die Zeit und zeigte meiner Familie zwei unserer Projekte.
Unterwegs auf den NOCH befahrbaren Gassen Old-Delhis
Danach ging es weiter nach Pune…einen Tag Zwischenstopp bei Father Altrichter, dann weiter nach Delhi…Die nächste riesen Stadt, aber sehr viel disziplinierter und auf den ersten Blick auch sauberer als Mumbai. Neben dem typischen Sightseeing-Programm haben wir auch eine Radtour durch Old-Delhi gewagt. Jede Achterbahn ist da ein Witz dagegen. In Old-Delhi regiert das indische Straßengesetz „Der Stärkerer hat Vorfahrt“ und „Wer bremst verliert“. Roller von links, Fahrradriksha von rechts, Kuh gerdeaus…Dazu kamen noch die engen Gassen, die zu der frühen Stunde zum Glück mit dem Fahrrad noch passierbar waren…das bedeutet, man wurde noch nicht von den Menschenmassen durch geschoben.

Nach Delhi mit dem Zug nach Rishikesh am Fuße der Himalayas…plötzlich war wieder ein Heizer im Zimmer nötig, was dem hier noch sauberen Ganges und den hochaufragenden Bergen aber keinen Abbruch tat. Rhishikesh ist als Geburtsort des Yogas bekannt und demnach überfüllt von Ashrams und Yogatouristen. Auch wir sind in den Genuss einer Yogastunde gekommen, wobei das für den Durchschnitt eher schmerzhaft ausging…die Raftingtour auf dem Ganges konnten dagegen alle genießen. Wir wurden auch Zeuge der täglichen Gebetszeremonie. Bei Sonnenuntergang werden von Gebetsgesängen begleitet Blumenboote und Öllämpchen auf dem Fluss ausgesetzt und der Göttin Ganga geopfert. Für gläubige Hindus hat auch das Bad im Ganges eine besondere Bedeutung. Es wäscht einen rein von all seinen Süden und man kann, egal was man davor getan hat, so zu sagen einen Neustart wagen. Das war in Rishikesh ja alles noch schön und gut, aber in Haridwar, etwas weiter vom Himalaya entfernt, war der Ganges bereit grau-braun. Und genau in diese Brühe sind Männer, Frauen und Kinder eingetaucht, haben sich geschrubbt und gewaschen…andere wiederum haben Münzen herausgefischt und damit ihr Leben finanziert…der Ganges kann einem eben auf unterschiedliche Art und Weise dienen.

Nach Rishikesh begann unsere Rajasthan-Tour…der „Wüstenstaat“ Indiens. Von Bikaner ging es nach Mandawa, dann nach Jodhpur, Jojawar und schließlich Udaipur. Von nun an war das Landschaftsbild von trockenem Land, Kamelen, kleinen Dörfern, alte Tempel und Hawelis geprägt. Nicht zu vergessen die mächtigen Paläste der immer noch vorhandenen Maharadschas. Meist ist ein Teil davon aber zum Hotel umgebaut worden. Die Hawelis sind alte Herrenhäuser von reichen Kaufleuten, die sich an der Seiden Straße eine goldene Nase verdient haben. Sie zeugen von viel Geld mit ihren vielen Zimmer und Höfen und den einst schmuckvollen Wand- und Deckenmalereien. Heute ist aber niemand am erhalt dieser alten prachtvollen Hawelis interssiert und so verfallen sie nach und nach, die Bilder verblassen und mach kann den einstigen Prunk nur noch erahnen.
Hier leben die meisten Menschen nicht von der Landwirtschaft, dafür ist das Land einfach zu trocken, sondern vom Handwerk. Wir haben z.B. einen Töpfer und einen Teppichweeber in einem Dorf besucht. Viele Produkte werden hier auch aus Kamelhaar oder -leder angefertigt…Schals, Schuhe, Taschen, sogar Teppiche aus Kamelhaar werden hergestellt. Desweiteren ist Rajasthan für sein opium bekannt. In der Stad ist es längst verboten und der Schwarzmarkt wurde durch „kontrollierten“, lgealen Konsum auf dem Dorf gebändigt. Opiumrituale sind ein sehr alter Besatndteil der hiesigen Kultur und für die Dorfbewohner nicht wegzudenken. Demnach darf jeder Dorfbewohner etwas Schlafmohn für seinen Eigenbedarf anbauen. Wir wurden auch Zeuge eines Opiumrituals, bei dem das opium aber nicht geraucht wurde, sondern mit Wasserangerührt und dann gefiltert wurde. Auch uns wurde Opiumwasser angeboten…da ist mir erst mal die Kinnlade nach untergeklappt. Was bei uns unvorstellbar und streng verboten ist, ist hier völlig normal und gehört zum alltäglichen Leben.
Hier haben die Ratten das Sagen...
Der Rattentempel bei Bikaner
In der Nähe von Bikaner haben wir noch einen ganz besonderen Tempel besuchen können…einen Rattentempel. Ja, dieser Tempel ist wirklich voll mit Ratten. Sie tummeln sich in jeder Nische, zwischen den Götterstatuen und laufen einem quer über die Füße. Die Menschen drängen sich vor einigen Gitterstäben, die lediglich dazu dienen, die Menschen von den Ratten fernzuhalten, nur um eine weiße Ratte zu Gesicht zu bekommen. Die bringt dann besonderes Heil. Manche bedienen sich sogar an dem Süßigkeitentopf, in dessen Mitte eine Ratte thront und sich labt. Ich musste mich wirklich zusammen reisen um nicht loszulachen…Die Inder tun das alles hier mit einer Ernsthaftigkeit und aus tiefster Überzeugung, die beeindruckend und zugleich erschreckend ist.

Nach Rajasthan ging es dann direkt hinunter in den Süden, nach Kerala. Die trockene karge Landschaft wurde zu einem strotzenden Grün, das Kokospalmen und den unzähligen Flussarmen der ins Meer mündenden Backwaters geprägt ist. Die noch warmen Temperaturen in Rajasthan, wo wenigstens die Nächte abkühlten, waren noch angenehm gegen die schwüle heiße Luft in Cochin. Alles hatte immer einen Feuchtigkeitsfilm. Selbst nach dem Duschen, war es unmöglich sich abzutrocknen…es klebte einfach alles nur noch und mit Wasser nachleeren kam man kaum nach. Die Luftfeuchtigkeit staute sich den Tag über aber so auf, dass ich hier endlich mal wieder Regen erleben durfte. Jeden Abend kam ein prasselnder Sommerregen herunter, über den ich mich nach 5 Monaten ohne Regen freute wie ein kleines Kind. Zum Sonnenuntergang begaben wir uns natürlich auf ein Schiff um die berühmten Chinesischen Fischernetzte im perfekten Licht fotografieren zu können. Dabei trafen wir auch auf etliche Fischerboote, die gefüllt bis obenhin von ihrem Fang kamen.
oder bunten Fischerbooten
...der Fisch schmeckt
Fischerei in Cochin...ob mit
den Chinesischen Fischernetzen
In Cochin arbeitet auch Alice, Freiwillige der Franziskaner. Mit ihr und noch ein paar anderen Freiwilligen, die gerade auch in Cochin waren, bin ich einen Abend losgezogen und wir haben geschlemmt, was das Zeug hält. Wir haben ECHTE SteinofenPizza ohne Analogkäse gegessen…das war unglaublich lecker! Am anderen Abend waren meine Family und ich bei einer Familie zum kochen…am Ende haben wir zwar mehr zugeschaut, als selbst gekocht, aber es hat wahnsinnig gut geschmeckt! Also halb so wild ;)
Nach 3 Tagen in diesem schwül-warmen Paradies ging es etwas Landeinwärts in die kühlen Berge nach Munnar. Es ist bekannt für die größten Teeplantagen in ganz Indien und wirklich…wohin das Auge reicht, alle Hänge sind mit den hüfthohen Teepflanzen übersät. Sattes Grün streckt sich über die Hänge wohin das Auge reicht. Nur Grün- und Schwarztee wird aus der Teepflanze hergestellt und wie genau das geht, konnten wir uns in einer Miniaturfabrik anschauen. In der Nähe gab es auch einen Elefantenpark, wo wir einen ca. 10 minütigen Kurzausritt machen konnten. Die Tiere sind nicht unbedingt zum „Reiten“ gemacht und zum Voltigieren schon gar nicht…also untauglich für meine Zwecke. Hat aber trotzdem viel Spaß gemacht =)
Nach Munnar gings nach Thattekad. Dort war schlafen in einem Zelt angesagt, Vogelbeobachtung, Kanufahren und sich von der Hitze nicht fertig machen lassen.
In Alleppy gings für uns dann auf ein Hausboot, mit dem wir durch die Backwaters geschippert sind. Es waren nur wir vier, ein Koch, ein Kapitän und ein Cokapitän an Bord. Tagsüber wurden wir auf ein kleineres Boot verfrachtet um in die kleineren Kanalärme reinfahren zu können. Die Dörfer verlaufen hier immer direkt an einem Kanalarm entlang, haben meist keine Straßen oder Festlandverbindungen und sind umringt von Reisfeldern, die regelmäßig mit dem Kanalwasser geflutet werden.
Die letzte Station unserer Reise war dann Trivandrum, die Hauptstadt von Kerala. Wir haben etwas außerhalb an einem ruhigen Strand gewohnt. Am ersten Tag konnte man auch noch Baden gehen, dann aber wurden die Wellen zu groß und gewaltig.
Voila...ein buntes Keralamenü
serviert auf einem Bananenblatt
Dafür haben wir uns mit Patrick, meinem indischen Mit-WFDler, getroffen in einer Blindenschule, einer seiner vielen Arbeitsplätze. Sein Freund Balaram war auch dabei und ich muss sagen, das war eine meiner beeindruckendsten Begegnungen in Indien. Balaram ist blind und hat schon in einer Telefonzelle gehaust. Heute ist er verheiratet, hat eine Familie, lebt in einem Haus und geht arbeiten. Englisch hat er übers Radio gelernt, was ihm eine sehr viel bessere Aussprache verleiht, als die der indischen Elite und er hat gelernt am Computer zu arbeiten. Ein Programm, das ihm alles vorliest, was auf dem Bildschirm ist, und das erlernen sämtlicher Shortcuts, ermöglichen ihm alles, skypen, Mails verschicken, Texte verfassen, alles. Balaram war der erste in Kerala und hat es sich zu Aufgabe gemacht, auch anderen Blinden den Zugang zum Computer und damit zum Leben zu ermöglichen. Inzwischen unterrichten seine Schüler an Blindenschule und Institutionen, aber Balaram träumt nicht nur von Kerala sondern von ganz Indien. Dieser Mann ist eine Faszination…
Zum Abschluss gab es noch ein leckeres Kerala-Manü mit unzähligen Chutneys, Reisvariationen und Currys traditionell auf einem Bananenblatt serviert und dann hieß es auch schon zurück nach Mumbai.
Dort endete dann unser Familienurlaub. Ich nahm den Bus zurück nach Nagar und meine Familie musste zurück nach Deutschland.
Es war eine sehr schöne Zeit, mit so viele Eindrücken aus den vielen Ecken Indiens…es ist einfach ein unvorstellbar großes und Traditionsreiches Land, in dem man immer neue Ecken entdecken kann und es einem auch nach der 100. Reise nicht langweilig wird.
Ich war aber trotzdem froh, den Touristenstatus wieder gegen mein gewohntes und vertrautes Umfeld eintauschen zu können. Zeit zum Ankommen gab es nicht, denn Melawa stand vor der Tür. Ein Treffen für alle Farmer im Umkreis von Nagar. 1500 Farmer wurden erwartet und es gab noch viel vorzubereiten.
Das haben wir aber auch gut über die Bühne gebracht und nun beaufsichtige ich gerade täglich für mehrere Stunden die Students bei ihrer Lernerei auf ihre Examen. Ja hier ist das alles etwas anders am College…die Lehrer rennen hinter den Studenten her,
damit sie lernen und bestehen. Ich zerbreche mir lieber nicht den Kopf darüber, ob das so richtig ist oder nicht, sonder befolge einfach die Wünsche meines Mentors und sitze brav bei den Students um sie zu beaufsichtigen. Bisher ist mir immer was eingefallen, damit auch ich nicht nur rumsitze =)
In 2 Wochen sind dann die Prüfungen, danach planen wir ein Englisch-Camp und schon ist das Collegejahr um und die 3rd Years werden mich verlassen.
Kaum zu glauben, wie die Zeit davon rennt.

Ich werde euch auf jeden Fall wieder Berichten, wenn die Prüfungen und das Camp überstanden sind =)
Eure Sarah

1 Kommentar:

  1. Hallo Sarah, nach entspanntem Urlaub hört sich das nicht an, aber wer will das auch schon? Eure Erlebnisse sind der Kracher! Ich hoffe auf viele Fotos von dir oder deiner Family irgendwann... durch deine anschaulichen Berichte kann man sich so gut vorstellen wie das alles war. Die Schwüle, die Lautstärke, die Lebendigkeit... völlig anders als in unserem verpennten Ammerbuch. Wenn du wieder hier bist wirst du dich wundern wie ruhig das Leben doch verlaufen kann, und es liegt nicht dran dass hier nur Alte leben ;)
    Man liest es förmlich raus, dass deine Heimat dein Projektdorf ist. Ich weiß nicht ob es dir so klar ist, aber es ist unüberlesbar, wie sehr du damit verbunden bist. Das ist soooo schöööön!
    Genieße noch die paar Monätchen die du dort verbringen kannst und versuch dir möglichst ALLES zu merken, weil ich später mal ALLES wissen will :)
    Ganz liebe Grüße aus dem österlichen Reusten
    Karin

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