Donnerstag, 24. Mai 2012

Ja wo rennt die Zeit denn hin?!?

So nun habe ich endlich mal wieder etwas Zeit gefunden, um euch auf den nächsten Stand zu bringen…und wie üblich war mal wieder einiges los! Die Zeit scheint gerade jetzt zu rasen. Zwar hat das College gerade Ferien und ich somit mehr oder weniger auch, aber ich werde hier und da eingeladen, Familien, Feiern, Kurztrips, dann hatte noch eine Sister Geburtstag und und und…Langeweile gibt’s hier nicht =)

Abschiedsfoto der 3rd Years
Aber nun erst mal von vorne…Die Tage der Lernbeaufsichtigung gingen vorbei, die Aufregung bei den Students stieg, die Examen wurden geschrieben. 5 Examen, 5 Tage und das war der Abschluss für die 3rd Years. Da ich kein offizielles Staff-Mitgliled bin, durfte ich nicht als Aufsicht arbeiten. Wer jetzt aber denkt, ich habe nur auf der faulen Haut gelegen, liegt falsch. Unsere Shanta Mauschi, die normalerweise putzt, hat während den Examen für alle 30 Hostel-Students gekocht, damit die sich voll und ganz auf ihre Lernerei und die Examen konzentrieren konnten. Alleine für 30 Studenten kochen und das 2 mal am Tag mit einem kleinen Gasherd ist sehr viel Arbeit und deshalb bin ich als Küchenhilfe eingesprungen…das bedeutete täglich ca. 5h Gemüse schnippeln, Chapati und Bakri backen, Masala mixen usw. So habe ich aber auch noch einiges von der indischen Küche lernen können und Shanta Mauschi träumt jetzt nur noch davon, mich an einen Inder zu verheiraten…da ich ja inzwischen weiß, wie man einen Saari trägt und nun auch noch indisch kochen kann (zumindest das nötigste) dürfte es ihrer Meinung nach kein Problem sein mich zu verheiraten =) Ich bin aber um ehrlich zu sein auch sehr glücklich ohne und konnte auch Shanta Mauschi davon überzeugen…
Neben der Küche war ich auch noch mit Marathi beschäftigt, denn ja es ist wahr, ich habe Marathiunterricht…einer unserer Staff hat sich bereit erklärt mich eine Stunde am Tag zu unterrichten. Nun ja häufig verfängt er sich etwas im Grammatiknetz und plötzlich stimmen die Sachen vom Vortag doch nicht mehr, aber seit wir hauptsächlich lesen und weniger über Grammatikregeln brüten, habe ich doch recht viel Spaß dabei =)

Erleichtert, heiter und völlig durchgeweicht =)
Am letzten Tag der Examen hatten wir dann das erste Mal seit über 4 Monaten REGEN…und zwar richtig schöne dicke Tropfen während die Nachmittagssonne einen Regenbogen an den Himmel gezaubert hat. Die Anspannung der letzten Tage war vorbei, die Freude über den lang ersehnten Regen riesig  und zusammen mit meinen Mädels haben ich auf der Dachterrasse getanzt, gekabbelt, gesungen…es war einfach nur toll die Mädels mal so gelöst und frei zu sehen.


Shruti auf der Slackline
Zwei Tage später begann das Englisch-Camp…Aus allen Dörfern der Umgebung wurden Kinder zu uns ans Centre gebracht und am Nachmittag ging es auf der Ladenfläche eines großen Transporters (nein wir wollen uns nicht ausmalen, was bei dieser Art von Transport alles passieren kann) nach Asha Kiran, unserem Aids-Waisen-Zentrum, wo das Camp stattfinden sollte. Brother Sameer, Evnageline und ich waren als Betreuer dabei…für knapp 70 Kinder im Alter zwischen 14 und 26 Jahren…schon das alleine fand ich eine Herausforderung. Dazu kam noch, dass die meisten Kinder KEIN Englisch gesprochen haben…außer eben „Good Morning“, „Maaaaaaaaaaaaaaaaam“, „Pleeeeeeeeeeeeeeeease“ und „Sorry“. Ach ja und am Morgen des Tages, an dem Das Camp anfing haben wir uns doch auch wirklich zusammengesetzt und mal einen groben Plan entworfen…so spontan hätte ich selbst Indien nicht eingeschätzt.
In Asha Kiran angekommen herrschte natürlich erst mal Chaos. Niemand wusste etwas genaues, kein Essen war organisiert, die Anzahl der Teilnehmer war nicht bekannt und Programm war auch nicht geplant.
Die Jungs beim Morgensport =)
Dieses Muster hat sich die nächsten 3 Tage mehr oder weniger durchgesetzt. Wir hatten einen Tagesplan, der auch mehr oder weniger verfolgt wurde, aber die Stimmung war kein bisschen, wie es in einem Camp sein sollte. Die Teilnehmer zeigten nicht zu knapp ihr Desinteresse, Evangeline kam aus dem Strafpredigen gar nicht mehr heraus und Brother Sameer füllte den Großteil des Tages mit Schlafen aus. Daher übernahm ich den Morgensport für die Jungs, die dabei feststellen mussten, dass eher ich ihr Bodyguard sein könnte als umgekehrt, kümmerte mich um alle Kranken und Verletzten, unterrichtete Englische Märchen, Actionsongs und den Rosenkranz auf Englisch und spielte jeden Tag mit den Mädels „Fußball“ (nein man darf dabei wirklich keine Hand einsetzten!!!) oder nahm sie mit auf die Slackline. Drei Tage standen wir so durch, dann bekamen wir Verstärkung aus Pune.
Die abendliche Jury: Brother Sachin, ich und Brother Prashant
Brother Prashant und Brother Sachin rückten an, die einiges an Camperfahrung haben und somit hatten die Tage nun mehr Planung, wir teamten jeden Abend und ewige Strafpredigen wurden vermieden.
Es kam richtiges Kursfeeling auf…wenig Schlaf, den ganzen Tag auf den Beinen und trotzdem Spaß an der Arbeit =) Wir brachten die restlichen der 10 Tage also noch glanzvoll mit einem tränenreichen Abschied über die Bühne.


Bei Rekha zu Hause: ihre kleine Schwester, ich und Rekha
Zurück im Social Centre war nichts mit Ausschlafen…ich bin direkt im Anschluss  für 2 Tage mit Rekha, meiner Schülerin und Freundin, nach Hause zu ihrer Familie gegangen. Die Kommunikation fand irgendwo zwischen Englisch, Marathi und Zeichensprache statt, wobei das Lachen garantiert nicht zu kurz kam. Ich wurde so herzlich aufgenommen und habe die Tage in der Familie genossen…an die Einfachheit des normalen indischen Lebens, habe ich mich längst gewöhnt und die Angst der Familie es würde mir schwer fallen mich anzupassen war unbegründet =)
Die zwei Brothers vom Camp blieben noch ein paar Tage und da sie Autofahren können, haben wir hin und wieder einen spontanen Ausflug zu Chandbibi oder Asha Kiran gemacht. Zwischendurch war auch noch ein Father aus der Schweiz da, für den ich dann im Speziellen zuständig war…es war sehr amüsant für mich zu sehen, wie alle mit seinem Humor und sehr akkuraten Art überfordert waren und gelichzeitig hat es mich geschockt, weil mir klar wurde, wie komisch wir Deutschen oder eben Schweizer in den Augen von Ausländern sein müssen…

Nach diesen etwas entspannteren Tagen mit den Brothers ging es für mich nach Mumbai zusammen mit Snehal, meiner Freundin aus Ahmednagar. Für 4 Tage waren wir dort und waren quer durch Mumbai unterwegs, bei Freunden von ihr, Verwandten, waren einkaufen und im Kino…es war richtig toll, denn in Mumbai konnte ich mich seit langem mal wieder frei bewegen und tun und lassen was ich wollte. Das hat mich auch zu einem Friseurbesuch bewegt, den ich aber lieber gelassen hätte…der  „Deep-U-Cut“ stellte sich als Goleo-Schnitt der 70er heraus. Da war mir der nicht vorhandene Schnitt davor wirklich lieber. Aber es gibt ja auch noch Haargummis, die das ganze helfen zu vertuschen =) Aber ich habe die Tage dort trotzdem genossen! Der Unterschied zwischen der Kleinstadt Ahmednagar und der Metropole Mumbai ist einfach unvorstellbar groß…man kommt sich beinahe vor wie in einer anderen Welt.
Kaum von Mumbai zurück habe ich mich nach Goa aufgemacht, um meine Freundin Sister Leena an ihrem Geburtstag zu besuchen. Der Konvent in dem sie lebt glich zwar eher einem Gefängnis und so kalt wurde ich bisher selten empfangen, aber das wurde durch sie und ihre Bekannten, bei denen ich dann unterkam, ausgeglichen. Ich besuchte am Tag darauf dann auch Old Goa mit den vielen viele Kirchen und einen etwas ruhigeren Strand, Benaulim. Wenn man in Goa ist, vergisst man gerne, dass man noch in Indien ist. Ich war zwar nicht an den Turihochburgen, wo sich die Hippies mit Drogen und Alkohol voll pumpen, aber auch so merkte man den Unterschied. An jeder Ecke gut sichtbare Alkoholläden, die alles zu einem günstigen Preis verkaufen, Frauen mit kurzen Hosen und Tops in der Öffentlichkeit, an jeder Ecke große, prunkvolle Kirchen und mit Englisch kommt man hier überall hin. Zurück reiste ich dann über Nacht mit dem Zug, begleitet von allen Brothers der Pune Provinz, die von ihrem „Meeting“ in Goa auf dem Rückweg waren. Es war eine sehr spaßige Zugfahrt, wobei wir sämtliche Blicke auf uns zogen…so viele indische Jungs und ein ausländische Mädel…muss wohl ein recht komisches Bild abgegeben haben =)

Nun bin also wieder zurück in Nagar, erledige kleinere Arbeiten im Office, kümmere mich um meine Unibewerbungen und besuche meine Freunde, wenn es sich ergibt. An die Hitze habe ich mich inzwischen gewöhnt. Nur die 6 Stunden Stromausfall am Tag und 6 Stunden in der Nacht machen mir zu schaffen, weil ohne Luftzug und Ventilator sich die Räume bei 40°C einfach in Heizkammern verwandeln und der Schweiß  am Tag, wie in der Nacht nur so läuft.
In Asha Kiran haben wir inzwischen 6 Kinder und eine Betreuerin eigens für die Kinder und endlich gibt es auch dort einen geregelten Alltag. Mein Mentor, Fr. Jerome, wird leider versetzt werden und ich warte gespannt auf den Nachfolger…
Die Tage scheinen zu fliegen…gute zwei Monate noch…wo sind die anderen denn bitte hin? Nun gut…ich genieße jeden Augenblick hier und versuche nicht allzu sehr daran zu denken, was mich in Deutschland erwarten wird…was ich dann wieder haben werde, aber auch was mir fehlen wird…
Ein Jahr verdammt lang und gelichzeitig so kurz…

Ich melde mich auf jeden Fall wieder, wenn es was neues gibt.
Bis dahin macht’s gut =)

Eure Sarah

2 Kommentare:

  1. Liebe Sarah! Geht doch - kaum hab ich gemeckert dass dein Blog verwaist ist, ZACK schon ist er gefüllt.
    JUHU!
    Ich habs wie immer mit großem Interesse verfolgt und bei jedem Blog verwandelst du dich mehr in eine "Indianerin". Es sind zwar noch ein paar Tägelein bis zu deiner Heimkehr aber hier läuft doch vieles anders als du es jetzt ein Jahr lang gewohnt warst.
    Abgesehen davon - es soll hier welche geben die deine Rückkehr sehnsüchtig erwarten... und nicht alle haben 4 kurze Beine und einen langen haarigen Rattenschwanz. Also ich meine, will sagen, ähm, nun, also ich sag mal so: ich freu mich auch wenn ich dich mal wieder in Reusten auf jedem 2. Plättle begrüßen kann! Aber ich denk, dieses Mal darfst du dann auch Blackys Platten mitbenützen, der hat auch sowas wie Sarah-Entzug ;)
    Ja, wie du ja ausführlich berichtest ist bei dir nix mit faulenzen. Das Problem ist ja hier auch, dass die Zeit so schnell vergeht wenn man viel zu tun hat. Und beim Faulenzen weiß man auch nie genau wann man denn damit fertig ist...
    Ich bin jedenfalls guter Stimmung nach deinem Bericht und den Fotos. Somit bleibt nur eines zu vermelden:
    WEITERHIN INTERESSANTE und schöne Tage in deiner 2. Heimat!
    Und lass bald wieder was von dir lesen!
    Fühl dich geknuddelt von Blacky und mir und fühl dich ebenso in den Finger gezwickt von den Degus. Das ist deren Art, ihre Liebe zu zeigen. Tatsächlich sind sie einfach zu doof um Fressen von Fingern zu unterscheiden ;)
    Bis baaahaaald!
    Karin

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  2. Huhuuu Sarah! Du wirst wohl fleißig deine Koffer packen... deswegen halte ich dich auch gar nicht lange auf. Wollte nur sagen: wir freuen uns auf dich! Gute Heimreise und bis baaahhaaaald :)
    Liebe Grüße aus Reusten!

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